Eine Arztpraxis wie ein Apple-Shop

Body-Scanner, Touch-Bildschirme, drahtlose Stethoskope – und statt Patienten kommen Mitglieder: Hier sehen Sie, wie sich Silicon-Valley-Entwickler die Zukunft der Arztpraxis vorstellen.

, 20. Januar 2017 um 05:00
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Diese Arztpraxis hier erinnert mehr an einen Apple-Laden als nach einer medizinischen Einrichtung. Gewollt! Alles funktioniert nach den Prinzipien eines Apple-Store. Es herrscht totale Vernetzung.
Das ist das Konzept von Adrian Aoun und seinem Startup Forward. Der 33-jährige Silicon-Valley-Unternehmer, ein ehemaliger Google-Manager, hat nun seine Arztpraxis der Zukunft in San Francisco der Öffentlichkeit vorgestellt. 
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(Forward)

Mitgliedschaft kostet 1'800 Franken

Die Idee vorweg: Patienten in Forward-Praxen zahlen einen monatlichen Beitrag, für den sie dann medizinische Leistungen bekommen – unbegrenzt. Das Prinzip funktioniert also ähnlich wie ein Mitgliedschafts-Abo im Fitness-Club. 
Wer die Dienste von Forward in Anspruch nehmen möchte, der zahlt dafür 149 Dollar im Monat – umgerechnet 150 Franken, macht jährlich 1'800 Franken. Die Versuchs-Praxis in San Francisco kann laut eigenen Angaben bereits über 200 Mitglieder respektive Patienten zählen. 

Hier ein paar Eckdaten des Konzepts:  

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(Forward)
Registrierung: Diese läuft über iPads. Direkt nach dem Eintreten betreten die Patienten einen Body-Scanner, der nebst Pulsoxymeter eine Vielzahl biometrischer Daten aufnimmt, die sowohl von den Ärzten als auch von den Patienten über eine App aufgerufen werden können.
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(Forward)
Behandlungsräume: Die Praxiszimmer sind mit grossen Touch-Displays ausgestattet, auf denen das persönliche Krankendossier mit allen aktuellen Daten integriert ist.
Die Ärzte können das Gespräch zudem jederzeit auf dem Displays visualisieren. Ein System überwacht das Gespräch und stellt in Echtzeit Notizen und mögliche Behandlungspläne dar; es basiert auf künstlicher Intelligenz (AI). 
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(Forward)
Medizinische Werkzeuge: Die Forward-Entwickler haben selber mehrere medizinische Werkzeuge entworfen. Unter anderem können die Ärzte auf digitale drahtlose Stethoskope zurückgreifen. Diese sollen den Herzschlag auch durch die Kleidung der Patienten erkennen. Ausserdem steht ihnen ein mobiles Infrarotlicht zur Verfügung, das Venen für die Blutentnahmen optisch darstellt.
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(Forward)
Wearables: Den Mitgliedern beziehungsweise Patienten werden mehrere Wearables zur Verfügung gestellt. Diese sind mit der unternehmenseigenen App verbunden.
Zusätzlich erhalten die Patienten 24/7-Zugriff zu medizinischer Betreuung und Echtzeit-Kontrolle ihrer Daten.

Chronische Erkrankungen im Fokus

Natürlich will auch dieses Startup «disruptive» sein und gleich das ganze System revolutionieren. Laut dem Gründer Aoun besteht das Ziel von Forward vorwiegend darin, die allgemeine Gesundheitsnutzung zu verändern. Von einer «Einmal-im-Jahr-zum-Arzt-Haltung» soll eine laufende Arzt-Patienten-Beziehung im Vordergrund stehen – mit einer starken Betonung auf Prävention und Wellness. 
«Die Dinge, die uns töten, sind nicht Halsschmerzen oder Hautausschläge, sondern eher chronische Erkrankungen», sagt er dazu in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «Forbes». 
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