Spitex: Ein 24-Stunden-Dienst ohne Mehrkosten

Spitex-Organisationen müssen heute rund um die Uhr einen Bereitschaftsdienst anbieten, findet Sigrun Kuhn. Die Präsidentin des Solothurner Spitex-Verbands setzt die eigene Forderung um – in einer Lean-Version.

, 18. Januar 2017 um 14:13
image
  • pflege
  • spitex
Für Sigrun Kuhn ist klar: Spitex-Organisationen sind moderne Dienstleistungsunternehmen, die sich an den Bedürfnissen der Klienten und Öffentlichkeit ausrichten und darum während 24 Stunden Betreuungs- und Pflegedienstleistungen anbieten müssen.
Kuhn präsidiert unter anderem den Spitex Verband Kanton Solothurn und leitet hauptamtlich die Spitex Oberaargau AG in Langenthal. Dort setzt sie ihren eigenen Anspruch auch um.
Bei der Finanzierung eines Notrufsystems zeigt sich Kuhn flexibel. Normalerweise bezahlen im Kanton Solothurn die Klienten den Service. Es stehen zwei Angebote zur Auswahl:

  • Wer die Variante Standard wählt, bucht die Vermittlungsleistung der Notrufzentrale Medicall AG. Diese leitet eingehende Anrufe bei Bedarf an zuvor registrierte Angehörige weiter.
  • Bei der Variante Premium wird je nach Situation die Spitex oder direkt der Notdienst aufgeboten.

Beide Varianten erhöhen Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Betroffenen und entlasten die Angehörigen. Die Abonnemente kosten 58 beziehungsweise 98 Franken im Monat.

Tiefe Kosten dank verzahnter Kooperation

An ihrem Wirkungsort in Langenthal hat Kuhn nun eine andere Lösung umgesetzt – nämlich eine eng verzahnte Kooperation. Vor rund einem Jahr zogen sowohl die Zentrale der Spitex Oberaargau als auch das Tabeo, eine Tagesstätte für Betagte, ins gleiche Gebäude in Langenthal. Das ergibt etliche Synergien, die Effizienz sowie kostengünstige Wirkung erzielen. 
Beide Institutionen bilden nun ein eigentliches Kompetenzzentrum für ambulante, teilstationäre und stationäre Pflege und Betreuung. «Die meisten Menschen wollen heute einen Heimeintritt vermeiden. Also müssen wir umfassende und bedarfsgerechte ambulante Lösungen anbieten.»
Diese Haltung hat dazu geführt, dass im gleichen Haus auch fünf Pflegebetten für Kurzaufenthalte, Übergangspflege, Ferienbetten sowie für Pflege und Betreuung in palliativen oder unstabilen Situationen untergebracht sind: Dafür ist wiederum eine eigene Betreibergesellschaft zuständig, die SpiTaWo.
Spitex-, Tabeo- und SpiTaWo-Mitarbeitende arbeiten Hand in Hand bei der Betreuung und Pflege der vorübergehend stationären Klienten. Wer Nachtdienst hat, nimmt Notrufe entgegen.

Eiserne Disziplin

«Die Notrufzentrale steht bei uns im Haus und wurde von einer Stiftung finanziert», erklärt Sigrun Kuhn. «Um eine Kosteneffizienz zu erreichen, müssen wir stets Personen mit der jeweils benötigten Qualifikation im Einsatz haben und immer auf hochwertige Qualität setzen.»
Alle Mosaiksteine zusammen und eine eiserne Disziplin bei den Ausgaben im Betrieb sorgen für eine Kostenstruktur, die einen 24-Stunden-Dienst ohne Aufpreis erlauben. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Arbeitsbedingungen: Pflege-Verbände verlangen mehr Geld

Bund und Kantone sollen weitere Zuschüsse zur Verfügung stellen, um die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Die Branchenverbände um Curaviva legen einen Vorschlag für ein zusätzliches Förderprogramm vor.

image

So werden Pflegeheime benachteiligt

Nicht alle Kantone sind bereit, ihrer Verpflichtung nachzukommen. Und den Pflegeheimen fehlt die Lobby, sich Gehör zu verschaffen.

image

Mit gefälschtem Pflegediplom im Unispital gearbeitet

Das Basler Universitätsspital hat einen Mann angestellt, der einen «Bachelor of Science in Pflege» sowie Arbeitszeugnisse fälschte.

image

Grosse Altersheimgruppe hat nun eine Schlichtungsstelle

Das ist neu: Die 43 Senevita-Heime wollen Streit um die Betreuung oder ums Geld von einer unabhängigen Stelle schlichten lassen.

image

Ist das die Rettung für private Spitex-Unternehmen?

Eine private Spitex-Firma fürchtet um ihre Zukunft – deshalb arbeitet sie mit einem Alterszentrum zusammen.

image

Berufsverband ist nur halb zufrieden mit dem Bundesrat

Pflegefachpersonen können sich künftig besser auf ihre Dienstpläne verlassen: Das will der Bundesrat per Gesetz regeln.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.