Dieser Patient überlebte dank geheilter Spenderleber

Zuerst mussten die Ärzte eine kranke Spenderleber heilen, dann setzten sie diese einem Patienten ein: Er ist ein Jahr später immer noch wohlauf.

, 1. Juni 2022 um 12:49
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Dem  Zürcher Forschungsteam «Liver4Life» ist es zum ersten Mal gelungen, ein krankes Spendeorgan zuerst ausserhalb des Körpers zu heilen und danach das erholte Organ einem krebskranken Patienten einzusetzen. Ein Jahr später ist der Patient wohlauf.

Aus der kranken Leber wurde ein gutes Spenderorgan

Die kranke Leber konnte nur dank einer speziellen Maschine während drei Tagen überleben und geheilt werden. Die Maschine imitiert den menschlichen Körper möglichst genau, um den Spenderlebern ideale Bedingungen zu bieten.
In der Maschine bereitete das Team die Leber mit diversen Medikamenten auf. So konnte die Leber in ein gutes Spenderorgan umgewandelt werden, obwohl sie ursprünglich aufgrund ihrer mangelnden Qualität nicht für die Transplantation freigegeben war. Die mehrtägige maschinelle Durchblutung des Organs, ermöglichte antibiotische oder hormonelle Therapien und die Optimierung des Leberstoffwechsels.

So wurde der Patient gefunden

Die Ärzte boten im Rahmen eines bewilligten individuellen Heilversuchs einem Krebspatienten auf der Swisstransplant-Warteliste an, die behandelte Spenderleber einzusetzen. Nach dessen Zustimmung wurde das Organ im Mai 2021 transplantiert. Der Patient konnte wenige Tage nach der Transplantation das Spital verlassen und ist heute wohlauf: «Ich bin sehr dankbar für das lebensrettende Organ. Aufgrund meines rasch fortschreitenden Tumors hatte ich geringe Chancen, innert nützlicher Frist eine Leber von der Warteliste zu erhalten.»
Im Forschungsteam «Liver4Life» des Wyss Zurich Translational Center (Wyss Zurich) arbeiten rund zehn hochspezialisierte Fachleute zusammen. Unter anderen Pierre-Alain Clavien, Direktor Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich, und Mark Tibbitt, Professor für Makromolekulares Engineering an der ETH Zürich. Finanziert wird das Projekt mit Spenden des Initiators von Wyss Zurich, Hansjörg Wyss. Medinside berichtete bereits über die «Wyss Zurich Foundation».
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