Pflegeheime: Diese Kantone haben ein Überangebot

Eine aktuelle Analyse der Denkfabrik Avenir Suisse listet Kantone auf, die Überkapazitäten in der Alterspflege aufweisen. Und solche, die über zu wenige Betten pro Einwohner verfügen.

, 7. Juli 2016 um 07:41
image
  • pflege
  • forschung
  • spitex
Der Vergleich der Bettendichte pro 80-Jährige und Ältere in Pflegeheimen weist grosse Unterschiede zwischen den Kantonen auf. Dies zeigt eine aktuelle Erhebung des Schweizer Think Thank Avenir Suisse. 
Dabei liefere der Auslastungsgrad der Pflegeinstitutionen Anzeichen für Unter- bzw. Überversorgung in den Kantonen. Eine tiefe durchschnittliche kantonale Auslastung könne auf eine Überversorgung im stationären Bereich hinweisen, so Avenir Suisse. 

Freiburg hoch – Innerrhoden tief

Umgekehrt können zu hohe Auslastungsgrade auf eine Unterversorgung hinweisen. «Nebst Versorgungsproblemen quantitativer Natur deuten zu hohe Auslastungsgrade auf eine potenzielle Verschlechterung der Pflegequalität», heisst es im Papier. 
In 14 Kantonen lag 2014 die durchschnittliche Auslastung unter dem nationalen Durchschnitt von 95 Prozent (siehe Tabelle). Sie ist in den Kantonen Solothurn und Schaffhausen (92 Prozent), Glarus (90 Prozent) und Appenzell Innerrhoden (89 Prozent) am tiefsten.
image
Alterspflege: Wo besteht Nachholbedarf, wo ein Überangebot? (Tabelle: Avenir Suisse)

«Ambulant mit stationär»

Hohe Auslastungsgrade allein bedeuten der Denkfabrik zufolge jedoch nicht, dass die Pflegeinstitutionen über zu wenig Betten verfügen. Es komme auch vor, dass Heimbewohnende, die eigentlich ambulant behandelt werden könnten, in Pflegeheimen betreut werden.
Der Anteil älterer, leichtpflegebedürftiger Menschen variiert zwischen den Kantonen nämlich erheblich. Hier sieht Avenir Suisse in vielen Kantonen ein grosses Potenzial für die Pflege zu Hause (Spitex), die dem Wunsch von 75 Prozent der Einwohner entspreche. Die Lösung sieht die Denkfabrik im ausbalancierten Pflegeangebot «ambulant mit stationär».
Wo herrscht ein Überangebot an Pflegeheimen? Avenir Suisse. Jérôme Cosandey, 6. Juli 2016
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Drama in Berlin: Senioren werden aus Pflegeheim geschmissen

Ein Berliner Pflegeheim wird in eine Unterkunft für Flüchtlinge umgewandelt. Einige Bewohner hingen bei der Räumung an ihren Atemgeräten und weinten.

image

«Bei seltenen Krankheiten wäre der internationale Austausch zentral»

In der Schweiz leben rund eine halbe Million Menschen mit einer seltenen Krankheit. Nicht selten fallen sie durch die Maschen der Medizin, Gesundheitspolitik und Forschung.

image

Forscher benennen Wirkstoff nach Hollywood-Schauspieler

«Keanumycine» gilt als neues Mittel gegen Pilzkrankheiten. Es soll laut den Entdeckern eine ebenso «tödliche Wirkung» wie Keanu Reeves in seinen Action-Filmen haben.

image

Lässt sich der Blutzuckerspiegel bald mit einer Smartwach messen?

Schweizer Forschende haben eine Methode entwickelt, bei der sich mittels maschinellen Lernens und Smartwatch-Daten Unterzuckerungen erkennen lassen.

image

Arbeitsbedingungen: Pflege-Verbände verlangen mehr Geld

Bund und Kantone sollen weitere Zuschüsse zur Verfügung stellen, um die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten. Die Branchenverbände um Curaviva legen einen Vorschlag für ein zusätzliches Förderprogramm vor.

image

So werden Pflegeheime benachteiligt

Nicht alle Kantone sind bereit, ihrer Verpflichtung nachzukommen. Und den Pflegeheimen fehlt die Lobby, sich Gehör zu verschaffen.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.