Dank der 13er-Liste müssten Zusatzversicherungen günstiger werden

AVOS – ambulant vor stationär, die Umsetzung der 13er-Liste, ist so etwas wie das gesundheitspolitische Gebot des Jahres. Wird das konsequent umgesetzt, müssten die Prämien für Spitalversicherungen gesenkt werden.

, 14. Januar 2018 um 08:37
image
Gegner der 13er-Liste warnten davor: Werden die in der Liste genannten Eingriffe nur noch ambulant statt stationär durchgeführt, werde das einen überdurchschnittlichen Prämienschub in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) zur Folge haben. 
Die Rechnung ist schnell gemacht: Bei ambulanten Eingriffen zahlen die Krankenkassen 100 Prozent der Kosten; bei stationären dagegen «bloss» 45 Prozent. 55 Prozent gehen zu Lasten der Kantone.

«Halbprivat» und «Privat» wird entlastet

Wobei nicht in jedem Fall klar zu sein scheint, ob in Franken ausgedrückt die 45 Prozent der stationären Kosten tatsächlich tiefer sind als die 100 Prozent der ambulanten Kosten.
Klar dürfte hingegen sein, dass die Spitalversicherungen privat und halbprivat durch diesen Trend entlastet werden. Oder wie es der «SonntagsBlick» formuliert: «Die Leistungen der Spitalkostenzusatzversicherungen privat und halbprivat sind auf Anfang Jahr in einigen Kantonen reduziert worden, ohne dass das die Zusatzversicherten merkten.»

Zusatzversicherte sind die Verlierer

Mit AVOS lassen sich laut «SonntagsBlick» bis zu 10 Prozent der stationären Leistungen einsparen. Und weil die Spitalzusatzversicherungen nur bei stationären Behandlungen leistungspflichtig werden, sind Zusatzversicherte die Verlierer solcher Listen.
«Fest steht, dass die Spitalkostenzusatzversicherungen in den genannten Kantonen – ab nächstem Jahr die in der ganzen Schweiz – weniger Leistungen bezahlen werden als bisher», so die Zeitung weiter. Dies wiederum müsse sich in tieferen Prämien für Zusatzversicherungen niederschlagen.

Kassen halten sich bedeckt

Genau das wollen aber die Krankenversicherer nicht bestätigen. Groupe Mutuel erklärt gegenüber Medinside: «Es ist aus unserer Sicht unmöglich, die tatsächlichen Folgen auf die Leistungskosten in den Zusatzversicherungen ex-ante zu berechnen.» Sollte es tatsächlich zu niedrigeren Kosten kommen, hänge das vom Ausmass ab, ob sich eine Anpassung der Prämien rechtfertige. 
Und Helsana äussert gegenüber dem «SonntagsBlick» sogar Zweifel über die Umsetzung der umstrittenen Listen. Die Ärzte hätten weiterhin einen grossen Spielraum beim Entscheid über die Art der Behandlung. 

«Zündstoff»

«Ambulante 13er-Liste sorgt für Zündstoff» titelte Medinside vor ziemlich genau einem Jahr. Umstritten war, wie weit die Kantone überhaupt die Kompetenz hätten, den Ärzten solche Vorgaben zu machen. 
Professor Urs Saxer von der Universität Zürich vertritt die Ansicht, dass die Kantone aufgrund von Artikel 117 Absatz 1 der Bundesverfassung nicht ermächtigt sind, Listen für Eingriffe zu erstellen, die zwingend ambulant durchgeführt werden müssen.
Ermächtigt ist jedoch der Bund. So dürften sich die Gemüter auch deshalb beruhigt haben, weil inzwischen das Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktiv geworden ist und die Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) auf Anfang 2019 mit einer analogen Liste anreichern will.
In Kraft ist die 13er-Liste bisher in den Kantonen Aargau, Luzern, Wallis, Zug und Zürich. Schaffhausen folgt nach einer Übergangsfrist auf den 1. Mai. 
  • spital
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Cornelia Brüssow folgt auf Alexander Siebenhüner

Cornelia Brüssow wird neu Leitende Ärztin der Onkologie am Kantonsspital Schaffhausen.

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

Vom gleichen Autor

image

Koordinierte Versorgung: «It's the incentive, stupid!»

Der Bundesrat möchte die Koordination in der Versorgung verbessern. Sein Vorschlag verfehlt jedoch das Ziel. Besser ist es, die Datenschätze der Krankenversicherer dafür einzusetzen.

image

Neue VR-Präsidentin bei Zurzach Care

13 Jahre sind genug, wird sich der FDP-Nationalrat Beat Walti gesagt haben. Seine Nachfolgerin als VR-Präsidentin bei Zurzach Care wird seine bisherige Vize Judith Meier.

image

Flury Stiftung beendet das Interregnum

Die Flury Stiftung und das Spital Schiers werden auch nach dem Interregnum nur noch von einer Person geleitet. Sie heisst Oliver Kleinbrod.