CSS und Visana arbeiten am effizientesten

Medinside zeigt, wie sparsam die 51 Schweizer Krankenversicherer mit den Prämiengeldern umgehen.

, 14. Oktober 2020 um 10:00
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Wie sorgfältig gehen die Schweizer Krankenkassen mit den Prämiengeldern ihrer Kunden in der Grundversicherung um? Das zeigen die jährlichen Verwaltungskosten der Versicherer.

CSS und Visana von den zehn Grössten an der Spitze

Die CSS und die Visana sind jene beiden grossen Krankenkassen, die derzeit am effizientesten arbeiten: 126 und 127 Franken pro Kopf geben sie jährlich für die Verwaltung aus. Das zeigen die Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG).
Medinside hat eine Rangliste erstellt. In der unten stehenden Tabelle belegen fünf kleinere Kassen die Plätze 1. bis 5. CSS und Visana beweisen jedoch, dass auch die grossen Versicherer mit wenig Verwaltungsaufwand arbeiten können.

Tiefere Kosten als vor fünf Jahren

Und sie zeigen auch, dass der Verwaltungsaufwand nicht stetig zunehmen muss. Beide Versicherer hatten 2019 tiefere Kosten als vor fünf Jahren. Sie sind damit nicht die einzigen.
Alle in der Tabelle grün markierten Kassen konnten den Verwaltungsaufwand senken. Massiv gespart hat die Supra. Ihr ist es gelungen, von 239 auf 169 Franken herunterzukommen.

Im Mittelfeld: Die Kassen mit 150 bis 180 Franken

Bei den zehn grössten Kassen liegen Swica, Assura, Concordia und Progrès im Mittelfeld: Sie weisen Verwaltungskosten zwischen knapp 150 und 180 Franken aus.
Diese Kassen unterscheiden sich jedoch stark bei der Entwicklung der Kosten: Swica konnte ihren Aufwand in den letzfen fünf Jahren von 158 auf 149 Franken pro Versicherten senken. Bei Concordia und Progrès stiegen sie mässig.

Assuras schlanke Verwaltung setzt Fett an

Assura hingegen verlor in den letzten Jahren ihren Ruf, die Verwaltungsausgaben möglichst tief zu halten. Deren Kosten stiegen um 16 Franken. Für die Kasse kein Grund zur Beunruhigung: «Unsere Verwaltungskosten liegen – wie auch in den Vorjahren – in einem marktüblichen Rahmen», sagt Assura-Sprecherin Irène Stephan.
In der Tat belegt Aussura bei den zehn grossen Versicherungen den vierten Rang und liegt damit sogar etwas vor dem Mittelfeld. Die teuren weisen Kosten von über 190 Franken aus: Mutuel, Sanitas, KPT und das Schlusslicht Helsana mit 229 Franken.

EGK hofft auf bessere Zahlen

Überdurchschnittlich hoch sind die Kosten der EGK mit 303 Franken. EGK-Sprecherin Ursula Vogt ist jedoch zuversichtlich, dass sich dies nächstes Jahr ändern wird. «2020 haben wir seit 2012 erstmals wieder mehr Grundversicherte.» Weil der Verwaltungsaufwand stabil sei, würden sich die Kosten pro Versicherten verringern, hofft sie.
Schlusslicht in der Rangliste ist die Kasse des Instituts Ingenbohl. Sie ist die Kasse mit den allerhöchsten Verwaltungskosten, nämlich 573 Franken, allerdings ist sie gleichzeitig ein Spezialfall. Ihre 571 Versicherten sind fast alles ältere katholische Ordensfrauen.

Der Unterschied: 103 Franken - pro Jahr und Kopf

Ebenfalls zwei Spezialfälle sind die Kassen Sanagate und KLuG: Sanagate verdoppelte in den vergangenen fünf Jahren ihren Aufwand. KLuG - vor 100 Jahren als Betriebskrankenkasse der Zuger Firma Landys und Gyr gegründet - steigerte sich gar von günstigen 98 auf 234 Franken pro Versicherten.
Generell fallen die grossen Unterschiede bei den Verwaltungskosten auf - auch wenn man von den kleineren Kassen absieht, die speziell tiefe oder speziell hohe Kosten ausweisen. Die Helsana gibt im Vergleich zur CSS pro Kopf gut 100 Franken mehr für die Verwaltung aus. Das ist ein Unterschied von 80 Prozent.

BAG findet Unterschiede normal

Letztes Jahr fand der Preisüberwacher Stefan Meierhans, die grossen Differenzen seien «erklärungsbedürftig». Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) war anderer Meinung. Die Verwaltungskosten bewegten sich in einem «normalen Rahmen», sagte Sprecher Grégoire Gogniat.
CSS-Sprecherin Karin Müller hält aufgrund einer Nachfrage von Medinside fest, dass es bei den Verwaltungskosten immer Schwankungen von Jahr zu Jahr gebe. Sie würden davon abhängen, ob die Zahl der Versicherten steige oder sinke, wie viel Personal eingesetzt werden müsse und wieviele Leistungsabrechnungen eingehen würden.

CSS-Töchter sind auch unterschiedlich teuer

Solche Unterschiede kennt die CSS im eigenen Unternehmen: Die Kassen Intras, Arcosana und Sanagate gehören auch zur CSS-Gruppe und werden vom Mutterhaus verwaltet. Trotzdem haben diese höhere Verwaltungskosten.
Karin Müller nennt die Gründe: Die Töchter sind unterschiedlich gross und haben Versicherte mit unterschiedlichem Gesundheitszustand. Das löse mehr oder weniger Rückerstattungen und damit auch mehr oder weniger Aufwand für die eingereichten Rechnungen, für Kundenfragen und für Abklärungen aus. Ausserdem sei auch der Vertrieb der Versicherungen unterschiedlich organisiert.
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So hoch sind die jährlichen Verwaltungskosten pro Kunde in der Grundversicherung. Grün markiert sind jene Krankenkassen, welche in den letzten fünf Jahren ihre Verwaltungskosten senken konnten.
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