Corinna Corona untersucht das Heftli der Genossenschaft

Die Pandemie ist eine ernste Sache. Aber muss man sich deswegen so gehässig streiten? Die Viren-Satirikerin Corinna Corona prüft lieber die Abstimmungsunterlagen.

, 24. November 2021 um 15:38
image
  • coronavirus
  • politik
Hatten Sie das auch in Ihrem Briefkasten? Ein rotes Heftli auf billigem Altpapier. Der Titel ist sehr obskur, nur ein Datum: «28. November 2021». Als Absender ist eine Genossenschaft angegeben, die «Schweizerische Eidgenossenschaft». Sollten da nicht gleich die Alarmglocken läuten? Deshalb ein kurzer Faktencheck: Sind das aktuelle Informationen? Nein: Uralt. Redaktionsschluss: 25. August 2021, heisst es auf der Rückseite.
Will uns jemand mit längst überholten Infos gängeln? Schauen wir genau hin: Wer könnte ein Interesse daran haben, uns in die Vergangenheit zurückzuversetzen? Herausgegeben von der Bundeskanzlei, steht da. Eine konspirative Vereinigung – ein Geheimbund vielleicht? -, welche den Umsturz plant?
Blättern wir auf die dritte Seite: Ein QR-Code, der angeblich zu Videos führen soll. Glauben Sie das? Scannen Sie nur ja nichts! Ihr Handy wird sonst infiziert mit Viren, welche die Genossenschaft gezüchtet hat. So kann die Kanzlei womöglich die Herrschaft über unser Smartphone erlangen.
Aufpassen müssen Sie auch mit der App, welche im Heftli angepriesen wird: Voteinfo, heisst sie. Das könnte ein Codewort sein. VO-Te ist die Abkürzung für Viraler Online-Test. Aber hallo! Wollen wir uns wirklich viral online testen lassen. Nein! Deshalb Finger weg von dieser App!
Und was sollen eigentlich die blau gefärbten Seiten, die im Heftinnern versteckt sind? Sind diese Seiten etwa präpariert? Mit giftiger Blausäure? Na ja, wir sollten ja nicht gleich so misstrauisch sein. Aber auf jeden Fall dient das süsse Hellblau zur Verharmlosung von gefährlichen Inhalten
Fazit des Heft-Checks: Dessen Absicht ist enttarnt. Das Heft soll die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger am nächsten Wochenende dazu bringen, ihre Stimme abzugeben. Doch da sind wir klar dagegen: Unsere Stimme geben wir niemandem ab. Wir sind doch selbständig und eigenverantwortlich genug.
Warnung: Der obenstehende Check ist nicht ernst gemeint. Sollte er tatsächlich vorgebrachten Argumente der Befürworter oder der Gegner des Covid-19-Gesetzes entsprechen, wäre das reiner Zufall – aber nicht ganz unmöglich.

Corinna Coronas Beiträge

Corinna Corona will nicht immer zu allem etwas zu sagen haben - schon gar nicht zu Corona. Deshalb schreibt sie auch keine regelmässige Kolumne. Sie wird sich wieder zu Wort melden, aber sicher erst nach der Abstimmung.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

«Hört auf mit dem Begriff ‚Long Covid‘»

Natürlich gibt es das Syndrom. Aber laut einer neuen Studie unterscheidet es sich nicht von anderen postviralen Leiden.

image

«Professionelle Dolmetschdienste sind übertrieben»

Der Nationalrat will nichts wissen von einer einheitlichen Vergütungspflicht für Dolmetscherdienste im Gesundheitsbereich. Auch dank Digitalisierung und KI sei dies nicht nötig.

image

Pflegeheim: Welcher Wohnsitz gilt?

Der Nationalrat will, dass Bewohner eines Pflegeheims beim Heimeintritt wählen können, ob sie den Steuersitz verlegen oder den alten behalten können.

image

«Die Tarifpartnerschaft ist nicht ebenbürtig»

Der umstrittene Tarifeingriff in der Physiobranche ist noch nicht in Kraft. Lange will die Gesundheitsministerin aber nicht mehr warten.

image

Krebsmedikamente haben Gewinnmarge von 85 Prozent

Ein altes Anliegen ist erneut im Parlament: die horrenden Kosten für Krebsmedikamente.

image

Corona: Kein Ausfall-Geld für die Spitäler

Der Bund will sich nicht an den pandemiebedingten Ertragseinbussen der Spitäler beteiligen.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.