Chefärzte verteilen jährlich Millionen

Streit um die die Honorarverteilung ist für Martin Waser «Gift für die Zusammenarbeit». Der Spitalratspräsident am Zürcher Unispital (USZ) denkt über einen Systemwechsel nach.

, 9. Juni 2020 um 12:13
image
image
Martin Waser Präsident Spitalrat Unispital Zürich, früher für die SP Zürcher Stadtrat und Vorsteher des Sozialdepartements. (USZ)
Nebst fachlichen Auseinandersetzungen oder gar Intrigen gibt es am Unispital Zürich (USZ) auch Streit um die Honorarverteilung. Dies sagte Martin Waser vor ein paar Tagen in einem Interview in der NZZ. Und das sei «Gift für die Zusammenarbeit», so der Spitalratspräsident. Es entstehe eine «unnötige Konkurrenz».    
Konkret geht es beim Zürcher Unispital laut Waser um insgesamt rund 60 Millionen Franken im Jahr, die an den 44 Kliniken verteilt werden. Und dabei komme es immer wieder zu «komplizierten Abgrenzungsfragen.» Das dürfte in anderen Spitälern übrigens nicht anders laufen.

Wir haben praktisch keinerlei Einfluss auf die Verteilung

Das Hauptproblem der jetzigen Regelung sei, dass sich Klinikdirektoren selbst die Honorare zuweisen. «Das führt dazu, dass jemand sich bei Gelegenheit halt auch einmal eine grössere Scheibe abschneidet», sagt Waser der Zeitung. Das sei menschlich, aber so funktioniere es einfach nicht. Dies zeige seine sechs Jahren Erfahrung als Spitalratspräsident. 
Martin Waser sieht im Problem politische Dimensionen. Er erinnert daran, dass die strategische und operative Führung «in Bezug auf die Verteilung der Honorare praktisch keinerlei Einfluss haben». Verwaltungsrat oder der Spital-CEO haben keine Steuerungsmöglichkeiten. Das Kantonsparlament habe es verpasst, bei der Revision des Honorargesetzes «wichtige Weichen zu stellen».

Fixlohn mit vielleicht Honorarzusatz - und Bonus

Für ihn ist klar: Es braucht andere Finanzierungsmodelle. Ihm schwebt ein marktgerechter, individueller Fixlohn vor, vielleicht mit einem Honorarzusatz. Und für besondere Leistungen auch ein Bonus. Ein ganz simples Modell, welches das Unispital mit den heute honorarberechtigten Mitarbeitenden entwickeln müsste. Das wäre Waser zufolge eine «riesige Chance».
«Wenn wir weniger materielle Verteilkämpfe habe, dann fördert dies auch die Zusammenarbeit», sagte der USZ-Spitalratspräsident der NZZ weiter. Das sei seine Hoffnung. Das habe man während der Corona-Krise gesehen, als die Honorare eine untergeordnete Rolle spielten. Er glaubt zudem, dass mit Modellen, die weniger Fehlanreize bieten, die guten Leuten dem Unispital nicht massenweise davonlaufen würden. Wer aber nur das Geld vor Augen habe, müsse sich vielleicht etwas anderes suchen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.