Berufskrankheitsfälle beim Gesundheitspersonal sind stark angestiegen

Die Suva beobachtet eine Vervielfachung der Fälle von Berufskrankheitsfällen im Gesundheitswesen. Der Unfallversicherer führt dies auf die Corona-Pandemie zurück.

, 9. September 2021 um 12:16
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Wie sehr die Corona-Pandemie Berufskrankheitsfälle im Gesundheitswesen beeinflusst, zeigen Daten der Suva. Der Unfallversicherer versichert zwar nur einen kleinen Teil der Betriebe des Gesundheitswesens. Und die folgenden Zahlen repräsentieren vor allem Betriebe im Kanton Basel, was rund 13 000 Beschäftigte von total 200 000 Mitarbeitenden ergibt. Dies, weil der Grossteil der Betriebe des Gesundheitswesens bei anderen Versicherern versichert ist. 
Trotzdem zeigt ein Blick in die Zahlen, dass sich die Fälle im Corona-Jahr 2020 vervielfacht haben. Bis 2019 wurden in diesen Suva-versicherten Betrieben jeweils rund 300 Berufskrankheitsfällen (BK-Fälle) pro Jahr registriert. Bei den meisten Fällen in der Gruppe der Infektionskrankheiten handelte es sich um Tests, zum Bespiel nach Nadelstichverletzungen, sowie um Umgebungsuntersuchungen wegen möglicher Kontakte zu einem Tuberkulose-Patienten oder anderen potentiellen Infektionsquellen. BK-Fälle aufgrund tatsächlich manifester Infektionen sind sehr selten.

Die Suva anerkennt das Coronavirus als Berufskrankheit beim Medizinal- oder Pflegepersonal. Dies, weil ein massiv erhöhtes Risiko gegeben sein kann, wenn Personal in Spitälern, Heimen, Laboratorien und dergleichen, bei der Tätigkeit direkt mit infizierten Personen oder Material in Kontakt kommen. In diesen Fällen zahlt die Suva Taggeld, wenn es sich um eine medizinisch indizierte Quarantäne handelt und dafür ein ärztliches Zeugnis vorliegt.

Über 1 000 Fälle von Corona-Berufskrankheiten mehr

Im Jahr 2020 registrierte die Suva bei den versicherten Betrieben im Gesundheitswesen nun 1 400 BK-Fälle. Dies geht aus einer Stellungnahme des Bundesrates auf eine Interpellation von Nationalrat Martin Bäumle hervor. Der Unfallversicherer geht davon aus, dass diese zusätzlichen 1 100 Berufskrankheitsfälle auf die Corona-Pandemie zurückzuführen sind. Wie gross der Anteil der tatsächlich manifesten Infektionen war, lasse sich jedoch zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Daten aber nicht sagen. Für das Jahr 2021 liege zudem noch keine Auswertung vor.
Unklar ist auch, wie viele davon hospitalisiert wurden, der Anteil an Verstorbenen und wie viele als Long-Covid-Fälle geführt werden. Auf Grund der sehr schlechten Datenqualität lägen keine solchen Statistiken vor, steht in der Stellungnahme zu lesen. Ausserdem würden die Langzeitfolgen von Covid-19 vom obligatorischen Meldesystem nicht erfasst, da dies eine Weiterverfolgung der Fälle erfordern würde.
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