Bern: Waisenkind Kindermedizin

Der Präsident der Insel-Gruppe schlägt Alarm: Die Service-Public-Leistungen in seinen Spitälern geraten unter Druck. Abbau droht – insbesondere bei der Kinderklinik.

, 19. Februar 2016 um 10:00
image
  • pädiatrie
  • kanton bern
  • insel gruppe
  • spital
Es wird eng für die Service-Public-Leistungen der grossen Spitäler: Dies macht Joseph Rohrer in der heutigen «Berner Zeitung» zum Thema. «Aufgrund der schwierigen Tarifverhandlungen mit den Krankenkassen rechnen wir in den kommenden Jahren mit sinkenden Erträgen», prognostiziert der Präsident des neu gestarteten Spitalkonzerns: Zwar könne die Insel Gruppe ihre Angebote noch querfinanzieren. «Die Frage ist aber, wie lange dies noch gehen wird.» 

«…gehört nicht zum Service public»

Rohrer legt dazu in der BZ die summarische Rechnung vor: Das Inselspital bietet pro Jahr Grundversorgungs-Leistungen über 50 Millionen Franken, die weder vom Kanton noch von den Krankenkassen berappt werden. Dabei schreibe alleine die Kinderklinik ein Defizit von 18 Millionen Franken. Hinzu kommen ungedeckte Ausbildungskosten von mindestens 22 Millionen Franken für die 600 Assistenzärzte. Weiter seien manche Leistungen in der Notfallversorgung defizitär.
Offenbar verläuft die Debatte derzeit nach dem Prinzip der heissen Kartoffel. 

  •  Die Privatspitäler vor Ort fühlen sich nicht angesprochen und verweisen auf die Tarifpartner.
  • Eine Anpassung des Tarifsystems wäre wiederum die logische Lösung, doch solch eine Anpassung dauert – so erwartet Rohrer – zu lange.

  • Der Kanton hat er «der Insel» für die Kindermedizin zwar einen Leistungsauftrag erteilt – doch er winkt ab, wenn es um eine Beteiligung an der Kinderklinik geht: «Die Kinderklinik gehört für uns nicht zum Service public», sagt Annamaria Müller, die Leiterin des Spitalamts, in der «Berner Zeitung». Weil Kindermedizin über die obligatorische Krankenversicherung abgedeckt werde, könne sie nicht auch noch zusätzlich durch den Kanton finanziert werden.
Bleibt schliesslich die Insel Gruppe selber, deren Haltung andererseits klar ist: Ein substanzieller Abbau dürfe keine Option sein, so Präsident Rohrer. «Wir tun deshalb alles, um die Effizienz zu steigern.»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Insel-CMIO vertritt Europa im internationalen Epic Gremium

Michael Stickel, Chief Medical Information Officer der Insel Gruppe, wird künftig im Epic Care Everywhere Council vertreten sein - als einer von zwei europäischen Mitgliedern.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

«Unangemessenes Verhalten»: Insel trennt sich von Klinikdirektor

Nach schwerwiegenden Vorwürfen zieht die Insel Gruppe Konsequenzen und entbindet einen Klinikdirektor mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.