Bern: Ärzte-Streit um Notfalldienst setzt sich fort

Rund 200’000 Franken Anwaltskosten erforderte bislang die Auseinandersetzung um den unbeliebten Notfalldienst. Dafür aufkommen mussten die Ärzte.

, 8. März 2016 um 09:41
image
  • kanton bern
  • ärzte
  • grundversorgung
  • politik
  • arbeitswelt
Seit Wochen streiten sich Mediziner über den Notfalldienst im Grossraum Bern. Die Berner Fach- und Hausärzte sind sich uneins darüber, wer wie viel Notfalldienst nachts und an den Wochenenden schieben soll.
Vor diesem Hintergrund beschloss der Vorstand des ärztlichen Bezirksvereins Bern Regio im Januar seinen Abgang auf die Vereinsversammlung von dieser Woche. Von diesem radikalen Schritt ist er zwar abgerückt, wie die «Berner Zeitung» berichtet.

«Wir sind doch Kollegen»

«Wir wollen aber grund­sätzlich über den Sinn und die Aufgaben des Vereins diskutieren», sagt Vizepräsident Daniel Marth der BZ. «Es kann nicht sein, dass sich der Verein und seine Mitglieder dauernd juristisch bekämpfen. Wir sind doch Kollegen», sagte er der Zeitung.
Die Ursache für die Streitereien sei die kantonale Gesundheitsdirektion von Regierungsrat Philippe Perrenoud. Die habe es seit Jahren versäumt, die Sache auf eine saubere juristische Grundlage zu stellen, so Marth weiter. Die Berner Ärztegesellschaft hat deswegen beim Regierungsrat aufsichtsrechtliche Anzeige gegen die Gesundheitsdirektion eingereicht.

Vorstand will kein Juristen-Hickhack mehr

Der Händel um den Abend- und Wochenenddienst kostet Zeit und eine Stange Geld: Seit 2005 habe der Bezirksverein Anwaltskosten von gut 100'000 Franken bezahlt, wobei auf die Berner Ärztegesellschaft nochmals ein Betrag in dieser Höhe zugekommen sei, sagte Marth. 
Das Geld stamme vollständig aus Mitgliederbeiträgen. Diese wolle der Vorstand nicht mehr weiter so verwenden müssen.
Ärzte wehren sich gegen Dienstpflicht und Ersatzabgaben. Ein Streitfall wurde sogar vor Bundesgericht ausgefochten: Das Bundesgericht musste in einem Streit zwischen dem Bezirksverein und einem Facharzt entscheiden, der jahrelang keinen Notfalldienst geleistet und sich auch geweigert hatte, die vom Verein geforderte Ersatzabgabe von 5'000 Franken pro Jahr zu entrichten. Von den höchsten Richtern bekam er recht. Für eine solche Abgabe fehle die gesetzliche Grundlage, sagten sie zur Begründung.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Physio-Barometer: Hohe Zufriedenheit in der Bevölkerung

Eine Umfrage von Gfs Bern im Auftrag von Physioswiss zeigt: Das Vertrauen in Physiotherapeuten ist fast gleich hoch wie in Ärzte oder Apotheker.

image

Efas: Abgestimmt wird am 24. November

Nun hat der Bundesrat festgelegt, wann das Volk über die einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen entscheidet.

image

«Notfalldienst für pensionierte Ärzte muss abgeschafft werden»

Dem Kanton Schwyz drohen Ärztinnen und Ärzte davonzulaufen – wegen der strengen Pflicht zum Notfalldienst.

image

Corona kostete den Bund 29 Milliarden

Die Kosten der Corona-Pandemie seien so einmalig gewesen, dass sie keine Vorlage für künftige Krisen seien. Das stellt der Bundesrat fest.

image

Hohe Ehre für USZ-Rheumatologen in Deutschland

Oliver Distler holt den Carol-Nachman-Preis. Sein Bruder auch.

image

Ärztemangel: Bern drohen weitere Versorgungsengpässe

Auch Fachgebiete wie die Endokrinologie, Gynäkologie und Rheumatologie sind zunehmend betroffen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Ärztegesellschaft des Kantons Bern.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.