Antibiotika-Resistenzen: Appell von Ärzten, Wissenschaftlern und Firmenchefs

Die Schweiz soll eine Führungsrolle übernehmen im Kampf gegen die Mikroben. Ein neuer «Round Table Antibiotika» fordert vom Bundesrat eine aktivere Rolle.

, 9. November 2017 um 10:49
image
  • forschung
  • politik
  • infektiologie
Kein Zweifel: Antibiotikaresistenzen bilden ein wachsendes und drängendes Problem. Auf der anderen Seite hat die Pharmaindustrie wenig Anreiz, Milliarden in die entsprechende Forschung zu investieren. Darum hat sich ein «Round Table Antibiotika» gebildet: Die Expertengruppe aus Medizin, Forschung und Ökonomie in fast allen Hochschulen sowie aus der Industrie möchte, dass die Schweiz eine kraftvollere Rolle spielt in diesem Kampf.
Heute meldet sich der «Round Table Antibiotika» mit einem Appell zu Wort: Die Experten fordern den Bundesrat auf, den Dialog zwischen Bundesämtern, Pharmaindustrie, Wissenschaft und Gesellschaft zu strukturieren und zu verstärken. Die Regierung solle

  • eine Forschungsagenda ausarbeiten;
  • lang- und mittelfristige Finanzierungsstrategien darlegen;
  • die Zulassung von Medikamenten und diagnostischen Tests erleichtern und so einen schnellen und kontrollierten Zugang zu innovativen antimikrobiellen Wirkstoffen ermöglichen;

  • Wege aufzeigen, wie die pharmazeutische Industrie in der Schweiz wieder eine führende Rolle in der Antibiotikaforschung einnehmen kann.

Dies würde das Profil der Schweiz «als humanitäres und innovatives High-Tech-Land im Bereich der Bekämpfung von Infektionskrankheiten schärfen und den Wirtschaftsstandort stärken», so ein Argument des «Round Table». 


Schwachpunkt Finanzierung

Einen Schwachpunkt der bisherigen Massnahmenpakete – national wie international – sichten die Experten beim Geld: Die Frage, wie die lang- und mittelfristige Finanzierung der vorhandenen Entwicklungsanreize sichergestellt werden kann, werde «mit den bestehenden Forschungsprogrammen nur unzureichend adressiert».
Der «Round Table Antibiotika» wird geleitet von Jean-Claude Piffaretti, Gründer von Interlifescience, und SP-Nationalrätin Bea Heim
Zur Kerngruppe gehören ferner Rudolf Blankart (Uni Bern, Direktor sitem-insel), Stephen Leib (Institut für Infektionskrankheiten Uni Bern), Daniel Lew (VR Basilea / Swiss Academic Foundation for Education in Infectious Diseases), Nicolas Müller (Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene USZ), Patrice Nordmann (Uni Fribourg / Direktor Referenzlaboratorium zur Früherkennung neuer Antibiotikaresistenz).
Mit dabei sind ferner:

  • Sebastian Bonhoeffer, Chair of the Institute of Integrative Biology, ETH Zürich
  • Stewart Cole, PhD, Director of the Global Health Institute, École polytechnique fédérale 
de Lausanne (EPFL) and President-elect of the Institut Pasteur
  • Giacomo Di Nepi, CEO Polyphor AG
  • Andrea Endimiani, Institut für Infektionskrankheiten, Universität Bern
  • Marc Gitzinger, CEO and Co-founder at BioVersys AG and Vice-President of the BEAM 
Alliance
  • Gilbert Greub, PhD, Directeur de l‘Institut de Microbiologie, Centre Hospitalier 
Universitaire Vaudois und Präsident der Swiss Society for Microbiology
  • Michael Hennig, CEO and Co-founder leadXpro AG
  • Achim Kaufhold, Chief Medical Officer Basilea
  • Andreas Kronenberg, Leiter Schweizerisches Zentrum für Antibiotikaresistenzen 
(anresis.ch), Institut für Infektionskrankheiten, Universität Bern
  • Malcolm Page, PhD, former Head of Biology, Basilea Pharmaceutica Ltd. und Mitglied 
der Leitungsgruppe des Nationalen Forschungsprogramms Antimikrobielle Resistenz
  • Daniel Paris, PhD, Head Dept. Medicine, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut 

  • Vincent Perreten, PhD, Head of the Molecular Epidemiology and Infectious Diseases 
Division, Institute of Veterinary Bacteriology, Universität Bern
  • Esther Schelling, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut
  • Jacques Schrenzel, Laboratoires de Bactériologie et de Recherche 
Génomique, Service des Maladies Infectieuses, Hôpitaux Universitaires de Genève
  • Marcel Tanner, ehemaliger Direktor des Schweizerisches Tropen- und Public Health- 
Institut und Präsident der Akademie der Naturwissenschaften
  • Andreas F. Widmer, Leitung Abteilung für Spitalhygiene, Universitätsspital Basel
  • Reinhard Zbinden, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universität Zürich
  • Jakob Zinsstag, Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut 


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Gemeinden stellen sich hinters Spital Zofingen

Sie sehen das Spital als unverzichtbar für die regionale Versorgung und bekräftigen ihre Unterstützung.

image

«Es fehlt der Wille, veraltete Leistungen konsequent zu streichen»

Ist der Leistungskatalog der Krankenkassen zu locker? Der Nationalrat findet nicht. Er lehnte eine Motion gegen unwirksame Behandlungen ab.

image

Efas verteuert Prämien – und das weckt Widerstand

Mit dem neuen Finanzierungsmodell dürften die Krankenkassenprämien in 16 Kantonen steigen.

image

Baselland: Volk stimmt klar für Ärztestopp

Fast zwei Drittel der Stimmberechtigten befürworten eine Obergrenze für gewisse (Spezial-)Arztdisziplinen.

image

Teure Vitamintests: Wissenschafter spricht von «Schmarren»

Vitamintests und -spritzen belasten die obligatorische Grundversicherung, obwohl ihre Wirksamkeit kaum belegt ist.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.