Amtsgeheimnis: Aargauer Ex-eHealth-Beauftragter verurteilt

Urs Zanoni hat einen internen Bericht zur Integrierten Versorgung im Kanton Aargau Dritten zukommen lassen. Nun wird der ehemalige Projektleiter wegen Amtsgeheimnisverletzung bestraft und gebüsst.

, 6. Dezember 2018 um 07:11
image
  • kanton aargau
  • politik
  • praxis
Im April erhielten sämtliche Mitglieder der Gesundheitskommission des Aargauer Grossen Rates per Mail einen internen Abschlussbericht. Absender war laut früheren Recherchen der «Aargauer Zeitung» Urs Zanoni, ehemaliger Projektleiter im Aargauer Departement Gesundheit und Soziales (DGS). Das Dokument war der Schlussbericht zum Masterplan Integrierte Versorgung Aargau.
Franziska Roth, die Vorsteherin des DGS, erstattete daraufhin Anzeige gegen ihren ehemaligen kantonalen eHealth-Beauftragten – wegen Amtsgeheimnisverletzung. Der Bericht war noch nicht freigegeben und gelangte ohne Zustimmung des DGS an Dritte.

Untersteht der Geheimhaltungspflicht

Nun verurteilt die Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau Urs Zanoni per Strafbefehl zu einer bedingten Geldstrafe von 30 Tagessätzen. Hinzu kommt eine Busse von 1'400 Franken, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. 
Laut der Aargauer Strafverfolgungsbehörde handelte es sich beim Papier «um einen Entwurf und somit um ein internes, nicht amtliches Dokument, das insgesamt der Geheimhaltungspflicht untersteht.»

Amtsgeheimnis trotz Veröffentlichung

Der Bericht zeigt, was im Aargau in Bezug auf eHealth und die integrierte Versorgung in den letzten Jahren passiert ist und erreicht wurde. Ausserdem enthält er Empfehlungen. Der frühere Geschäftsführer von mediX-Zürich war als Projektleiter dafür verantwortlich.
Ein grosser Teil der Informationen war bereits im Internet öffentlich einsehbar. Der Inhalt war weder brisant noch geheim. Aber «auch wenn ein Grossteil des Berichts bereits zuvor veröffentlicht worden und somit nicht mehr geheim war, unterlagen einige wesentliche Punkte des Berichts trotzdem nach wie vor dem Amtsgeheimnis», schreibt die Staatsanwaltschaft.

DGS publizierte verspätet

Zanoni, der bis Ende Dezember 2017 im Gesundheitsdepartement arbeitete, hatte das Papier der Gesundheitskommission des Kantonsparlaments präsentiert. Offenbar plante das DGS den Bericht bis Ende Januar 2018 zu veröffentlichen. Erst im Juni wurde aber eine aktuelle Fassung publiziert. Das Departement wollte den Bericht laut eigenen Angaben nicht unkommentiert bringen.
Der Strafbefehl gegen den Gesundheitswesen-Profi ist noch nicht rechtskräftig. Urs Zanoni, der heute als Geschäftsführer bei der Austauschplattform für Integrierte Versorgung fmc tätig ist, kann ihn anfechten. Ob er das tut, ist derzeit unklar: Gegenüber den Medien wollte sich der ehemalige Journalist und heute Berater im Gesundheitswesen noch nicht äussern. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zu tiefe Preise: Pharma droht mit Produktionsstopp

Obschon die Preise für Generika in der Schweiz hoch sind, sehen Schweizer Pharmahersteller ihr Geschäft in Gefahr und drohen mit Produktionsstopp.

image

Neue Aufgabe für Herzchirurg Thierry Carrel

Der bekannte Herzchirurg verfasst neu eine neue Kolumne. In der ersten Ausgabe schreibt er über den Klimawandel und die Gesundheitsversorgung.

image

Nationalrätin wird Präsidentin der Palliativ-Gesellschaft

Sie ist Pflegefachfrau und war Zuger Regierungsrätin. Nun kümmert sich Manuela Weichelt um Medizin am Lebensende.

image

«Efas-Variante hätte für Versicherten ein teures Nachspiel»

Die Integration der Pflegekosten in die Einheitsfinanzierung würde die Prämienzahler teuer zu stehen kommen. Dies zeigt eine Modellrechnung des Versichererverbandes Santésuisse.

image

Bald erhält jeder automatisch ein Patientendossier

Die Zahlen zum Elektronischen Patientendossier sind kläglich, obwohl der Bund seit zwei Jahren versucht, es populär zu machen.

image

Unmut über schleichenden Ausverkauf der Medizin nimmt zu

In Grossbritannien werden immer mehr Hausarztpraxen von grossen Unternehmen aufgekauft. Diese Entwicklung gibt zunehmend Anlass zur Sorge.

Vom gleichen Autor

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.