Ärzteschaft kritisiert neue digitale Plattform

Die Unzufriedenheit bei den Zuweisern über die neue digitale Arbeitsplattform des Kantonsspitals Luzern steigt. Die ganze Organisation brauche aber noch Zeit, sagt CEO Benno Fuchs.

, 24. Oktober 2019 um 09:54
image
  • spital
  • luzerner kantonsspital
  • antoine hubert
Seit einem Monat nun läuft das neue Klinikinformationssystem im Kantonsspital Luzern (Luks). Doch die Luzerner Zuweiser sind von der neuen digitalen Arbeitsplattform «Lukis» noch nicht begeistert. 
Die Kommunikation zwischen Spital und Hausärzten sei ungenügend, sagt Aldo Kramis dem Regionaljournal von SRF. Er ist Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern.

Mehr statt weniger Aufwand

Neu müssten sich die Ärzte in die elektronischen Dossiers einwählen und alles mühsam zusammensuchen. Besser wäre es, wenn die Informationen automatisch geliefert würden, so Kramis.
Eigentlich wäre das Ziel weniger Administration. «Doch im Moment haben wir das Gefühl, das Spital habe doppelt so viel administrativen Aufwand», sagt Kramis gegenüber SRF weiter. Und einzelne Patienten erzählen, die Spitalärzte seien vorwiegend damit beschäftigt, die Masken auf dem Computer auszufüllen.

Kantonsspital will Zuweiser unterstützen

«Wir hatten und haben wie erwartet zahlreiche kleinere und grössere Umsetzungsfragen zu meistern», wird CEO Benno Fuchs in einer Mitteilung zitiert. Bisher konnten dem Spital zufolge aber lange Wartezeiten fast immer vermieden werden.
Viele Prozesse seien für die Mitarbeitenden klinikübergreifend völlig neu. «Die ganze Organisation braucht Zeit, bis alle neuen Abläufe rund laufen», sagt der Kantonsspital-CEO. 
Da das neue Tool eine Umstellung bei den Zuweisern bedeute, wolle das Luks die Arztpraxen in nächster Zeit verstärkt bei dessen Einrichtung und Anwendung unterstützen, heisst es weiter. Zudem seien auch Weiterentwicklungen geplant – gestützt auf die Rückmeldungen und Erfahrungen in den Arztpraxen.

Antoine Hubert kritisiert die Luzerner

Mit dem neuen Klinikinformationssystem des US-Anbieters Epic setzt das Luks als erstes deutschsprachiges Spital Europas auf die durchgehende Digitalisierung der organisatorischen und administrativen Klinikabläufe. Die Software ist weltweit in mehr als 1'000 Kliniken im Einsatz. 
Nicht alle finden den Alleingang der Luzerner gut. Antoine Hubert, der starke Mann hinter der Privatspitalgruppe Swiss Medical Network (SMN), hat das Vorgehen und das 60-Millionen-Projekt des Kantonsspitals vor kurzem in einem Interview als «ineffizient» kritisiert. Für ihn wäre eine Zusammenarbeit mit anderen Institutionen effizienter gewesen. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Erstes öffentliches Spital will bei «Compassana» einsteigen

Das Luzerner Kantonsspital (Luks) steht offenbar kurz vor dem Erwerb einer Beteiligung an der Firma Bluespace Ventures, die von Marcel Napierala präsidiert wird.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.