Organspenden: Positiver Trend, aber weiterhin grosser Bedarf

Ans Rekordjahr 2023 kommen die aktuellen Zahlen der Organspenden zwar nicht ganz heran - sie liegen dennoch deutlich höher als in den vorangehenden Jahren.

, 21. Januar 2025 um 12:14
image
Swisstransplant-Direktor Franz Immer betont, dass weiterhi dringender Bedarf an Organspenden besteht  |   Bild: zvg
Die Zahl der Organspenden in der Schweiz zeigt weiterhin einen positiven Trend: 2024 wurden 187 postmortale Organspender gezählt.
Das ist zwar weniger als im Rekordjahr 2023 mit 200 Spendern, aber deutlich mehr als in den Jahren davor (2022: 164, 2021: 166). Trotz des positiven Trends bleibt der Bedarf an Spendeorganen hoch, wie Swisstransplant-Direktor Franz Immer betont.
Die Schweiz bewegt sich aktuell in einer Bandbreite von 180 bis 220 Organspendern pro Jahr. Immer hofft, dass die Einführung der Widerspruchsregelung, die 2026 in Kraft treten soll, die hohe Ablehnungsrate von etwa 60 Prozent bei Angehörigengesprächen senken wird.
2022 nahm das Volk die Widerspruchsregelung an. Der Bund will das Organ- und Gewebespenderegister im Lauf des Jahres 2026 einführen. Sechs Monate später soll dann die Widerspruchsregelung in Kraft treten.

Dringender Bedarf

Trotz des leichten Rückgangs der Warteliste – 1331 Patienten warteten Ende 2024 auf ein Organ, 1391 waren es im Vorjahr gewesen – bleibt eine Versorgungslücke: 2024 starben 75 Personen auf der Warteliste, 2023 waren es 92 gewesen. Insgesamt wurden 2024 in der Schweiz 539 postmortale Organe transplantiert, 2023 waren es 584.
image
2024 gab es erstmals mehr Organspenden im Hirntod nach Herz-Kreislauf-Stillstand (98 DCD) als Organspenden im Hirntod (89 DBD). Franz Immer sieht den Ausbau der DCD-Programme in Schweizer Spitälern als wesentlichen Grund für diesen Anstieg: «2025 werden weitere Spitäler DCD-Programme einführen.»
Unterschied Organspende im Hirntod (DBD) und Organspende im Hirntod nach Herz-Kreislauf-Stillstand (DCD):
Grundvoraussetzung für eine Organspende ist immer die Feststellung des Hirntods, das heisst, sämtliche Hirnfunktionen inklusiv des Grosshirns und des Hirnstamms sind irreversibel ausgefallen. Bei der DBD-Organspende ist ein Mensch hirntot. Das heisst, das Gehirn ist komplett und unwiderruflich ausgefallen. Es ist nicht mehr durchblutet. Bei der DCD-Organspende hat ein Mensch eine aussichtslose Prognose, die zu einem Therapieabbruch führt. Nach dem Stillstand des Herzens und somit der fehlenden Durchblutung des Gehirns verstirbt der Mensch.

image


  • organspende
  • swisstransplant
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Immer mehr Organspenden von Verstorbenen

200 Organspenden verzeichnete Swisstransplant letztes Jahr – so viele, wie noch nie zuvor.

image

Neues Amt für Flavia Wasserfallen

Die Gesundheitspolitikerin übernimmt das Präsidium des Stiftungsrats von Swisstransplant.

image

Organspende: bald auch für Krebskranke möglich

In Zukunft sollen auch Krebskranke ihre Organe spenden dürfen. Die Anpassung der Transplantationsverordnung soll zu mehr Transplantationen führen.

image

Der Spendewille in der Schweiz nimmt ab

Die Probleme der Organspende-Stiftung Swisstransplant widerspiegeln sich nun auch in der Statistik: Die Zahl der Spenden sinkt.

image

Organspende ja oder nein? Luzerner Kantonsspital hat eine digitale Lösung

Nachdem es noch kein nationales Organspende-Register gibt, stellt das Luks seinen Patienten eine Übergangslösung für ihren Wunsch betreffend Organspende zur Verfügung.

image

Nun will der Bund für mehr Organspenden sorgen

Niemand weiss, wann die Widerspruchslösung für Organspenden kommt. Deshalb macht der Bund nun viel Werbung für die freiwillige Spende.

Vom gleichen Autor

image

Neuer Leiter für die Kinder-Reha am Ostschweizer Kinderspital

Der Kinderneurologe und Pädiater Steffen Berweck wird neuer Leiter der Pädiatrischen Rehabilitation am Ostschweizer Kinderspital. Er folgt auf Christoph Künzle.

image

Dem Spital Oberengadin droht die Schliessung

Drei Oberengadiner Gemeinden haben den Kredit für das Spital Samedan abgelehnt. Damit droht dem zweitgrössten Spital Graubündens bereits im Frühling die Zahlungsunfähigkeit.

image

Hospital at Home: Zürcher Vorreiter ziehen Bilanz

Das Spital Zollikerberg und die Hospital at Home AG haben bislang 750 Patienten zu Hause behandelt. Die Ergebnisse sind positiv, die langfristige Finanzierung bleibt jedoch ungewiss.