Mens-Ferien: Nun müssen Hausärzte Atteste schreiben

Spanische Hausärzte haben eine neue Aufgabe: Sie müssen Frauen mit Mens-Beschwerden die Arbeitsunfähigkeit bestätigen.

, 7. Juni 2023 um 07:01
image
Bild: Saranya7 Pixabay
Seit Anfang Juni können sich Frauen in Spanien von der Arbeit dispensieren lassen, wenn sie an starken Menstruationsschmerzen leiden. Im spanischen Sozialversicherungsgesetz gelten solche Schmerzen neu als vorübergehende Arbeitsunfähigkeit. Das gab es bisher in keinem europäischen Land.

Das Problem: Die Diagnose

Der Staat ist sich bewusst, dass diese Regelung auch Tür und Tor für Missbräuche öffnet. Deshalb muss ein Hausarzt bestätigen, dass die Betroffenen wirklich nicht arbeitsfähig sind. Ein leichtes Unwohlsein reicht nicht für ein Arztzeugnis.
Es braucht starke Kopfschmerzen, Fieber, Durchfall, Erbrechen oder akute Bauchschmerzen. In vielen Fällen sind dies Beschwerden in Zusammenhang mit krankhaften Schleimhautwucherungen (Endometriose) oder Zysten in den Eierstöcken.

Keine Verharmlosung mehr

Ärzte und Ärztinnen rechnen deshalb damit, dass solche ernsthaften Erkrankungen künftig mehr diagnostiziert und dann auch entsprechend behandelt werden. Bisher seien Menstruationsschmerzen oft mit Endometriose oder mit Myomen und Zysten verwechselt worden. Betroffene Frauen seien häufig nicht ernst genommen worden.
Künftig wird ein Hausarzt entscheiden, ob eine Krankheit vorliegt und ob die Schmerzen für die Frau so stark sind, dass sie nicht arbeitsfähig ist. Er bestimmt auch, wie lange die Betroffenen krankgeschrieben sind.

Staat bezahlt, nicht Arbeitgeber

Es braucht jedes Mal ein neues Arztzeugnis. Der Staat bezahlt den Unternehmen die Arbeitsausfälle. Damit will Spanien sicherstellen, dass die Firmen nicht aus Angst vor den Menstruations-Ferien weniger Frauen anstellen.
Bereits gibt es jedoch auch Privatdetektive, welche ihre Dienste anbieten: Sie versprechen Firmen, dass sie aufdecken, wenn Angestellte die Menstruationsschmerzen nur vortäuschen.
Menstruations-Urlaub gibt es nur in ganz wenigen Ländern, etwa in Japan, Indonesien und Sambia.
    Artikel teilen

    Loading

    Comment

    2 x pro Woche
    Abonnieren Sie unseren Newsletter.

    oder

    Mehr zum Thema

    image

    Krebsforschung ist besorgt, weil Spenden zurückgehen

    Bisher hatte die Krebsforschung in der Schweiz genug Spendengeld für Forschungsprojekte. Letztes Jahr musste sie aber zu viele zurückweisen.

    image

    Bei Nagelpilz, Läusen und Herpes wird eher Google konsultiert als der Arzt

    Wenn sie vermeintlich «peinliche» Beschwerden haben, vertrauen sich Patienten lieber «Dr. Google» an.

    image

    Bundesrat zieht Lehren aus der Pandemie – zumal für Pflegeheime

    Bei Epidemien sollen alte Menschen künftig stärker selber entscheiden können. Aber auch Jugendliche sollen psychisch besser betreut werden.

    image

    Künstliche Intelligenz optimiert klinische Abläufe und ermöglicht neue Behandlungsmöglichkeiten

    Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) revolutionieren die Medizintechnik und verbessern die Patientenversorgung. Trotz innovativer Lösungen bei Diagnostik und Therapie gibt es Herausforderungen bei der Integration, wie Datenqualität, transparente Algorithmen und ethische Fragen.

    image

    Private Spitex-Firmen werden skeptisch beäugt

    Es werden immer mehr private Spitex-Firmen gegründet. Weil sie neu auch Angehörige anstellen können. Der Verband betont: Das ist ein seriöses Geschäft.

    image

    Die Ärgernisse der Viszeralchirurgen

    Strahlenschutzkurse, Ärztestopp, Meldepflichten, Berufsbewilligungen: Die SGVC erhob die lästigsten bürokratischen Hürden.

    Vom gleichen Autor

    image

    SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

    Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

    image

    Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

    Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

    image

    Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

    Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.