Krankenkassen-Lobbyisten sollen Entschädigungen offenlegen

Der Nationalrat will strengere Transparenzregeln für Parlamentarier mit Mandaten bei Krankenversicherern und Krankenkassen-Verbänden.

, 16. März 2023 um 09:00
image
Lobbyismus ist insbesondere im Gesundheitsbereich ein ständiges Thema. | Unsplash
Der Nationalrat hat am Mittwoch mit 106 zu 69 Stimmen bei 14 Enthaltungen eine parlamentarische Initiative angenommen. Diese sieht strengere Transparenzregeln für Parlamentsmitglieder mit Mandaten bei Krankenversicherern und Krankenkassen-Verbänden vor.
Nach dem Willen der grossen Kammer sollen Mitglieder von Verwaltungsräten und anderen Leitungsgremien und Dachorganisationen ihre Entschädigungen künftig offenlegen müssen, wie die Nachrichtenagentur «SDA Keystone» berichtet.

Interessenskonflikte und «extremer Lobbyismus»

Die Initiative eingereicht hat Lorenzo Quadri von der Partei Lega. Der Jurist argumentiert, dem Parlament fielen Reformen im Bereich der Krankenversicherung offensichtlich schwer. Ein Grund dafür könnten Interessenkonflikte sein. Der Tessiner spricht von «extremem Lobbyismus» und führt dies als eine der Ursachen für den ständigen Anstieg der Kosten und Prämien an.
Es sei gerechtfertigt, so Quadri weiter, Posten bei Krankenkassen strenger zu behandeln als andere Mandate. Dies, weil die Krankenkassen die gesetzlich geregelte obligatorische Krankenversicherung anböten. Man befinde sich hier in einer Grauzone zwischen öffentlich und privat.

Zusammenhang zwischen Entschädigungen und Abstimmung?

Für die Gegner der Initiative gebe es keinen Grund, Vertreterinnen und Vertreter von Krankenkassen stärker ins Visier zu nehmen als jene anderen Akteure im Gesundheitswesen. Ein Zusammenhang zwischen Entschädigungen und dem Abstimmungsverhalten von Ratsmitgliedern lasse sich in keiner Weise belegen.
Für die Initiative stimmten nebst SP und Grünen schliesslich auch zahlreiche Mitglieder der SVP-Fraktion, der Quadri angehört. Vereinzelte Ja-Stimmen gab es auch aus anderen Fraktionen. Als Nächstes muss sich die Staatspolitische Kommission des Ständerats mit der Initiative befassen.
    Artikel teilen

    Loading

    Comment

    2 x pro Woche
    Abonnieren Sie unseren Newsletter.

    oder

    Mehr zum Thema

    image

    «Die Zeit rennt den Kinderspitälern davon»

    Das Problem der unterfinanzierten Kindermedizin ist längst bekannt und im Bundesparlament wiederholt ein Thema. Der Bundesrat weist die Verantwortung von sich.

    image

    Drei Frauen aus der Gesundheitsbranche verraten ihren Lohn

    Was verdienen Assistenzärztinnen oder Heimleiterinnen? Drei Frauen aus der Branche legen gegenüber dem «Tagesanzeiger» ihren Lohn offen.

    image

    Digitale klinische Forschung – wozu braucht man das?

    Die Digitalisierung des Gesundheitssystems ist unvermeidlich. Mit digitalen Gesundheitstechnologien ist auch die Forschung im Umbruch. Ein neuer Weiterbildungsstudiengang Master of Advanced Studies an der ETH Zürich bereitet darauf vor.

    image

    Unispital Basel sucht jetzt nach Pflegefachkräften in Spanien und Portugal

    Das USB hat rund 90 Stellen im Pflegeberuf ausgeschrieben. Die Personalprobleme sollen nun mit Fachkräften aus Frankreich, Spanien und Portugal gelösten werden.

    image

    In Bern gibt es neue Ansätze für den Hausärztlichen Notfalldienst

    Ein Pilotprojekt des Kantons Bern und der Aerztegesellschaft zusammen mit der Spitäler Frutigen Meiringen Interlaken AG soll dem Ärztemangel entgegenwirken.

    image

    Assistenzärzte: Berufsverband schlägt Alarm und will Lösungen diskutieren

    Die Arbeitsbedingungen für junge Ärztinnen und Ärzte sind schlecht. Für den Vsao ist keine Verbesserung in Sicht. Nun lädt er die wichtigsten Akteure an einen Runden Tisch.

    Vom gleichen Autor

    image

    Alterslimite im Kanton erreicht: Chirurg muss aufhören

    Der Kanton Neuenburg zieht für Ärzte und Ärztinnen die Altersgrenze bei 80 Jahren. Der Handchirurg Gontran Sennwald ist damit nicht einverstanden.

    image

    Neuer Chefarzt für das Kantonsspital Graubünden

    Der Leber- und Pankreaschirurg Ingo Klein wird neuer Chefarzt Viszeralchirurgie im Kantonsspital Graubünden.

    image

    Corona-Tests: Bund verlangt erste Rückzahlungen

    In einem Fall von falsch in Rechnung gestellten Covid-19-Tests fordert das Bundesamt für Gesundheit 1,6 Millionen Franken zurück.