Swissmedic arbeitet nicht langsamer als die andern

Wenn neue Medikamente in der Schweiz später erhältlich sind als anderswo, ist das laut einer Studie nicht wegen dem Zulassungsverfahren, sondern wegen der Grösse des Marktes.

, 17. Oktober 2023 um 07:33
image
Swissmedic kontrolliert sämtliche Heilmittel, die in der Schweiz in Verkehr sind. Auschnitt aus dem Videoporträt von Swissmedic. | Screenshot
Klar ist, dass neue Medikamente in der Schweiz häufig später auf dem Markt sind als in ausländischen Ländern. Dass aber die Swissmedic als Zulassungsbehörde für die verspätete Verfügbarkeit dafür verantwortlich sein soll, scheint indessen nicht klar zu sein - oder nicht mehr.

Harvard Medical School

Die Tamedia-Blätter berichten von einer Studie der Universität Zürich und der Harvard Medical School, die im Fachblatt «Annals of Internal Medicine» erschienen ist. Danach arbeitet Swissmedic bei der Zulassung gar nicht unbedingt langsamer als die beiden grossen Behörden in den USA und der EU. Im direkten Vergleich sei die hiesige Behörde gleich schnell wie die EMA und rund einen Monat langsamer als die FDA, steht etwa im «Tages-Anzeiger» zu lesen.
«Swissmedic arbeitet effizienter, als viele denken», wird Studienleiterin Kerstin Noëlle Vokinger zitiert. Sie ist Professorin für Recht und Medizin an der Universität Zürich. Ihr Team untersuchte 241 Arzneimittel, die von allen drei Behörden von 2011 bis 2020 zugelassen wurden.
Dass also neue Arzneimittel in der Schweiz häufig später erhältlich sind als anderswo hat demnach mit der Grösse des Marktes zu tun. Grosse Märkte werden schneller beliefert als kleine. Oder wie es Interpharma via Tamedia etwas holprig formuliert: «Aus Sicht einer Firma ist nicht die reine Zeit des Zulassungsverfahrens entscheidend, sondern jene, bis ein Medikament auf dem Markt vergütet wird.»
  • Swissmedic
  • medikamente
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Forscher lassen Zähne nachwachsen

Japanische Forscher haben Zahnknospen entdeckt, welche durch die Hemmung eines Gens zum Wachstum angeregt werden könnten.

image

Apotheker soll in Handel mit Betäubungsmitteln verwickelt sein

Ein Apotheker aus dem Kanton Zürich wird unter anderem verdächtigt, seine Sorgfaltspflicht beim Umgang mit Hustensirup verletzt zu haben.

image

Zum Arzt? In der Romandie jetzt auch in die Apotheke

Eine Konsultation in der Apotheke statt beim Arzt. In der Westschweiz ist das nun möglich. Die Kritik: Das ist gefährlich und letztlich teurer.

image

Medikamente: «Konzeptlose Preissenkungen sind unverantworlich»

Santésuisse nannte sechs Punkte, bei denen der Bundesrat Kostensenkungsmassnahmen hätte ergreifen können. Drei davon betreffen Medikamente.

image

Jetzt muss Sandoz Geld verdienen

Ein weniger nobler Geschäftssitz und mehr Nachahmer-Präparate von Biotechmedikamenten: So will der Sandoz-Chef die neue Firma rentabel machen.

image

Medikamenten-Nebenwirkungen: Tausende von Spitaleinweisungen

Trotz gesetzlicher Meldepflicht wird in der Schweiz nur ein Bruchteil der Hospitalisierungen aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen gemeldet. Dies zeigt erstmals eine nationale Studie.

Vom gleichen Autor

image

Was macht Innerrhoden richtig, was macht Genf falsch?

Die Politik muss den Ursachen für die grossen Prämienunterschiede auf den Grund gehen. Die Begründung, dass dies wegen dem Datenschutz nicht möglich sei, ist unhaltbar.

image

«Herr Kunz, sind Sie für oder gegen Exit?»

Der bekannteste Palliativmediziner im Land über teure Chemotherapie, irrtümliche Vorstellungen, unsinnige Statistiken – und weshalb die Abgeltung von Fallpauschalen in der Palliative Care problematisch ist.

image

Wie viel verdienen Physiotherapeuten wirklich?

Physiotherapeutinnen kommen im Schnitt auf einen Stundenumsatz von 60 Franken - Umsatz, nicht Lohn.