Frankreich will bei Gesundheit mit Schweiz zusammenarbeiten

Eine französische Pflegefachfrau kann in der Schweiz umgerechnet auf ein Direktorengehalt in Frankreich kommen. Nun will Frankreich Änderungen.

, 30. November 2022 um 11:55
image
Der franzöische Botschafter Frédéric Journès. | TV RTS
Frankreich will mit der Schweiz über Gesundheit diskutieren. Das sagte der französische Botschafter in Bern, Frédéric Journès, gegenüber den «Tamedia»-Titeln. Ein grosses Problem, das Frankreich derzeit mit der Schweiz hat, ist dasselbe wie es Italien hat: In Frankreichs Grenzregion zur Schweiz fehlen die Fachkräfte, insbesondere die medizinischen.

Die Hälfte arbeitet ennet der Grenze

Denn wegen der höheren Löhne in der Schweiz kommen Pflegefachleute und Ärzte lieber bei uns auf Jobsuche. Die fatale Folge davon: Frankreich muss ganze Bettenabteilungen schliessen, weil das Personal fehlt.
Ein Beispiel für den grossen Personalmangel: In jenem Departement, das an Genf angrenzt, in Hochsavoyen, gäbe es an sich 16 Pflegefachleute pro 1000 Einwohner – doch nur 8 davon arbeiten in Frankreich, der Rest in der Schweiz. In Genf gibt es handkehrum 20 Pflegefachleute pro 1000 Einwohner. In Basel und im Jura sind die Probleme ähnlich wie in der Genfer Grenzregion.

Eine Pflegefachfrau verdient Direktoren-Salär

Journès stellt nun in Aussicht, dass die Schweiz und Frankreich am 15. Dezember eine Kommission für gemeinsame Gesundheitskooperation ins Leben rufen. Er rechnete vor, dass eine Pflegfachperson in der Schweiz 6600 Franken verdienen könne, «das sind 6200 Euro.
Und wenn der Schweizer Franken um 10 Prozent steigt, wird das Gehalt einer Krankenschwester zum Gehalt eines Direktors auf unserer Seite der Grenze.» Journès fährt fort: «Wir sind nicht in der Lage, dieses Gehaltsniveau über Subventionen zu erreichen, also müssen wir uns etwas anderes überlegen, und das tun wir am besten gemeinsam.»

Grenzübergreifende Nutzung

Frankreich will allerdings kein Arbeitsverbot für französische Gesundheitsfachleute in der Schweiz einführen. Vielmehr könnte sich Journès die gemeinsame Nutzung von medizinischen Einrichtungen vorstellen: «Man könnte diskutieren, dass Frankreich bestimmte Dialysekapazitäten oder pädiatrische Infrastrukturen in der Schweiz benutzen kann.
Umgekehrt gibt es auf unserer Seite der Grenze wunderbare Einrichtungen und Kapazitäten, die für Schweizer Patienten interessant sein könnten und weniger kosten», sagte der Botschafter.
  • pflege
  • frankreich
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Wir verzichten auf unnötige Dokumente wie Motivationsschreiben»

Die Spitex Region Schwyz hat so viele Job-Interessierte, dass sie Wartelisten führen muss und darf. Wie schafft man das? Die Antworten von Geschäftsführer Samuel Bissig-Scheiber.

image

Pflegeversicherung in Deutschland steckt tief in roten Zahlen

Nicht nur in der Schweiz sind die steigenden Pflegekosten ein brisantes Thema. In Deutschland muss die Pflegeversicherung gerettet werden.

image

Pflegepersonal aus Frankreich: Genf will sich zurückhalten

Der Kanton vereinbart dem Nachbarland, sich weniger eifrig um Gesundheitspersonal aus der Grenzregion zu bemühen.

image

Pflegeinitiative: Wenn sich die Wirklichkeit nicht an den Plan hält

Auch im Thurgau sollte ein Bonus-Malus-System mehr Pflege-Praktika ermöglichen. Doch es fehlen die Menschen. Und jetzt bringen die Strafzahlungen Spitex- und Heim-Betriebe in Not.

image

Falsch verstanden? Spitex-Firma legt offen, wie sie Angehörige anstellt

Spitex-Firmen, die pflegende Angehörige anstellen, werden oft kritisiert. Weil einige Missverständnisse im Umlauf seien, sagt die Firmen-Chefin eines solchen Unternehmens.

image

BAB: Pflege-Berufsverband protestiert gegen Zürcher Kontroll-Pläne

Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich fordert bei Spitex und Spitälern zusätzliche Papiere – mit Millionen-Mehrkosten für die Leistungserbringer.

Vom gleichen Autor

image

Pflegefachleute verschreiben so sachkundig wie Ärzte

Das dürfte das Pflegepersonal freuen: Es stellt laut einer US-Studie genauso kompetent Arzneimittel-Rezepte aus wie Ärzte.

image

Temporär-Arbeit in der Pflege: Ein Angebot mit Haken

Es gibt gute Gründe für Pflegefachleute, sich nur noch temporär anstellen zu lassen. Aber es gibt auch ein paar gute Argumente dagegen.

image

Medikamente: Diese fünf Irrtümer müssen alle kennen

Epinephrin statt Ephedrin? Solche Verwechslungen können tödliche Folgen haben. Gut zu wissen, wo die grössten Gefahren lauern.