Drei Unispitäler nehmen schwer kranke Ukrainer auf

Die ersten fünf schwerkranken Menschen aus der Ukraine dürfen sich in der Schweiz behandeln lassen – nach einem aufwändigen Aufnahmeverfahren.

, 7. September 2022 um 09:46
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Das Zürcher Universitätsspital nimmt Schwerkranke aus der Ukraine auf. | zvg
Ein so strenges Aufnahmeverfahren müssen kranke Personen wohl selten durchlaufen, bis sie in ein Spital kommen. Für die Auswahl der ukrainischen Patienten hat die Schweiz sogar eine eigene Koordinationsstelle geschaffen.

Höchstens 20 Patienten pro Monat

Das Resultat: Die ersten fünf schwer erkrankten Personen werden an den Universitätsspitälern in Lausanne, Bern und Zürich behandelt. Das teilt die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) mit. Sie rechnet für die nächste Zeit mit maximal 20 ukrainischen Patienten, die auf dem offiziellen Weg in Schweizer Spitälern aufgenommen werden.

Keine Soldaten aufpäppeln

Als die ukrainische Botschaft im Juli die Schweiz darum bat, Ukrainer in ihren Spitälern aufzunehmen, sorgte das für grossen Wirbel. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verbot, verwundete Ukrainer aufzunehmen. Dies, obwohl etwa das Zürcher Universitätsspital (USZ) angeboten hatte, bis zu 100 Kriegsverletzte zu behandeln.
Doch die Schweiz dürfe keine militärischen Patienten aufnehmen. Als neutrales Land müsse sie gemäss Kriegsvölkerrecht dafür sorgen, dass niemand nach der Genesung wieder an die Front zurückkehre. Eine Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Verwundeten sei kaum möglich, machte das EDA geltend.

Rega koordiniert nun

In der Zwischenzeit haben der Bund und die Kantone aber ein aufwändiges Aufnahmeverfahren organisiert, damit zumindest schwerkranke Zivilpersonen in der Schweiz behandelt werden können.
Zuerst werden die ukrainischen Patientendossiers von der neu geschaffenen nationalen Koordinationsstelle entgegengenommen. Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega betreibt diese Stelle.

Gruppe von Ärzten muss entscheiden

Lässt sich der Patient in der Luft transportieren und hat er gute Therapiechancen, unterbreitet die Rega die Aufnahmevorschläge einem Ärzte-Gremium. Dieses setzt sich aus der Ärzteschaft der Universitäts- und Zentrumsspitäler sowie der Reha-Kliniken, einer Vertrauensärztin der Schweizer Botschaft in Kiew sowie einer ärztlichen Vertretung der Rega zusammen.
Nach der Zusage organisiert die Rega den Transport. Die Patienten haben den Schutzstatus S. Damit können sie in der Schweiz krankenversichert werden.

Nicht die ersten ukrainischen Patienten

Bei den fünf nun offiziell aufgenommenen Patienten handelt es sich längst nicht um die ersten. Seit Kriegsbeginn im Februar dürften bereits Hunderte von kranken oder verletzten Ukrainern in die Schweiz gekommen sein und hier medizinische Hilfe bekommen haben. Doch es gibt dazu keine Zahlen, weil diese Personen entweder selbständig oder über direkte Kontakte zwischen Schweizer und ukrainischen Spitälern eingereist sind.

Eventuell auch Kinder

Die Schweiz ist derzeit am Abklären, ob sie auch geistig oder körperlich beeinträchtigte Kinder aus der Ukraine aufnehmen will. Die GDK gibt sich zurückhaltend und schreibt dazu: «Allenfalls erweist sich im Einzelfall die Hilfe vor Ort als zielführender.»
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