Die Sterblichkeit bei Diabetes lässt sich sehr genau voraussagen

Ab dem 30. Lebensjahr steigt die Sterberate bei Männern jedes Jahr um 8,3 Prozent und bei Frauen um 10,2 Prozent.

, 18. März 2024 um 14:38
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Gerade Linie: Entwicklung der Sterblichkeit bei Männer und Frauen mit oder ohne Diabetes  |  Grafik: Aus der zitierten Studie.
Je älter man wird, desto eher stirbt man. Für diese Binsenwahrheit gibt es auch eine mathematisch erfasste Gesetzmässigkeit, allgemein bekannt als «Gompertz Law of Mortality». Es besagt, dass das Sterberisiko exponentiell wächst.
In Deutschland ging nun einer Forschergruppe des Diabetes-Zentrums und des Robert-Koch-Instituts der spezifischen Sterblichkeit bei Diabetes-2-Patienten nach. Und sie fanden heraus: Die Rate steigt jedes Jahr bis hinters Komma genau gleich. Konkret: Ab dem 30. Lebensjahr wächst die Rate jährlich konstant um 8,3 Prozent bei Männern – und um 10,2 Prozent bei Frauen.
Es sei bemerkenswert, «wie gut die Sterblichkeit bei Menschen mit Diabetes durch das Gompertz-Gesetz vorhergesagt werden kann», sagt Oliver Kuß; der Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Deutschen Diabetes Zentrum war einer der Autoren der Studie: «Auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent wurden Werte von über 97 Prozent erreicht – solch gute Prognosen findet man nur äusserst selten in der empirischen Forschung.»
  • Oliver Kuss, Jens Baumert, Christian Schmidt et al.: «Mortality of type 2 diabetes in Germany: Additional insights from Gompertz models», in: «Acta Diabetologica, März 2024.
  • doi.org/10.1007/s00592-024-02237-w
Das Team wertete für seinen Report die Daten aller gesetzlich Versicherten in Deutschland aus dem Jahr 2013 aus. Diese wurden für ein Jahr nachverfolgt – mit 288'000 Sterbefällen bei Menschen mit Diabetes Typus 2. Dabei zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch mit Diabetes vor einem Menschen ohne Diabetes stirbt, bei Frauen 61,9 Prozent. Bei Männern beträgt die Quote 63,3 Prozent.

Gompertz' Gesetz

Der Mathematiker Benjamin Gompertz (1779–1865) fand heraus, dass die Sterberaten von Lebensjahr zu Lebensjahr um fast den gleichen Prozentsatz steigen. Beim erwachsenen Menschen erhöht sich diese Rate jedes Jahr um rund 10 Prozent. In jungen Jahren ist das nicht so wichtig: Das Todesfall-Risiko ist klein, und wenn es ein Jahr später um 10 Prozent höher liegt, ist es immer noch klein.
Aber das Problem besteht darin, dass sich die Sterberaten verhalten wie Zins und Zinseszins: Mit der Zeit wird das Risiko doch beträchtlich. Und die entscheidende Einsicht von Benjamin Gompertz lautete dann auch: Mit dem Alter steigt das Todesfall-Risiko exponentiell.
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