Dass die Corona-Pandemie vielen Pflege-Profis den Beruf verleidet und eine Kündigungswelle auslöst – dies war 2020 bis 2020 ein Dauerthema in der Branche. Doch die Sorge bestätigt sich in Deutschland nicht. Dies belegt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg.
«Die Beschäftigungsverhältnisse waren nach Beginn der Corona-Pandemie ähnlich stabil wie vorher»,
resümieren die Autoren: «Der befürchtete verstärkte Personalabgang aus dem Sektor trat damit nicht ein.»
Stabile Beschäftigungsverhältnisse – das heisst konkret: In den deutschen Krankenhäusern waren ein Jahr nach Ausbruch von Covid noch 90 Prozent der Fach- und Hilfskräfte im gleichen Betrieb tätig; zwei Jahre danach lag die Quote bei etwa 80 Prozent.
Dies wiederum waren Fluktuationsraten, wie man sie zuvor schon kannte: alles im normalen Bereich also.
In der ambulanten Pflege und in den Pflegeheimen erscheint die Lage deutlich weniger stabil: Nach einem Jahr hatten hier 15 Prozent der Fachkräfte in einen anderen Betrieb im Gesundheitswesen gewechselt; nach zwei Jahren war es fast jede vierte Fachkraft. Und auch der Anteil der Beschäftigten, der in eine andere Branche wechselte, war hier höher als in Spitälern.
Aber auch da gilt: Die Verhältnisse waren vor und nach der Pandemie ähnlich.
Die Zahlen zeigen also, dass es Pflegeeinrichtungen grundsätzlich schwerer haben, ihr Personal zu halten; sie zeigen aber nicht, dass Covid dabei eine massgebliche Rolle spielte.
Beschäftigungsstabilität: Anteil der Pflegefachleute, die ein Jahr bzw. zwei Jahre später noch im gleichen Betrieb sind (blau) respektive die Branche gewechselt haben. | Grafik: aus der Studie.
Dies wiederum ist doch bemerkenswert: Denn in der Corona-Phase erschienen auch in Deutschland
mehrere Umfragen, die einen «Pflexit» an die Wand malten; Ende 2020 sagten zum Beispiel fast ein Drittel der Befragten in einer Erhebung aus, dass sie im vergangenen Jahr häufiger daran gedacht hatten, den Pflegeberuf aufzugeben und den Beruf zu wechseln.
Es zeigt sich also, dass sich solche Aussagen nicht sehr direkt in der Realität niederschlagen.
Insgesamt stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Fach- und Hilfskräfte im deutschen Gesundheits- und Pflegesektor von 2016 bis 2021 um 80'000 Personen, so die Studie weiter. Das war ein Wachstum um 8,5 Prozent.