Pflegepersonal spürt weniger Druck – hat aber mehr Arbeit

Der «Spitalpflegereport Schweiz» besagt: Das Personal fühlt sich weniger gestresst. Aber es hat mehr Überstunden.

, 25. Januar 2024 um 06:26
letzte Aktualisierung: 24. Juni 2024 um 05:55
image
Autoren und Autorin des Reports: Markus Arnold, Arthur Posch und Lynn Selhofer vom Institut für Unternehmensrechnung und Controlling Universität Bern. | zvg
Die Schweizer Pflegefachpersonen konnten sich nach der Covid-19-Pandemie offenbar etwas erholen: Sie sind weniger erschöpft und gestresst, deshalb zufriedener mit dem Beruf und eher bereit weiter in der Pflege zu arbeiten.
Das zeigt der «Spitalpflegereport Schweiz» aus der Universität Bern. Die Befragung von 3'400 Pflegefachpersonen aus 22 Spitälern besagt aber auch, dass die Arbeitsbelastung weiter zunimmt. Die Pflegefachpersonen mussten mehr Überstunden leisten.

image

Ausgerechnet der Einsatz von Temporärangestellten kann dieser Entwicklung Vorschub leisten. Denn sie profitieren oft von flexiblerer Dienstplanung und besserem Lohn als Festangestellte. Dies kann bei Festangestellten zu erhöhter Arbeitsbelastung mit Nacht- und Wochenenddiensten führen. (Auch Medinside thematisierte schon, dass Temporärkräfte nicht immer eine gute Lösung sind).

Fast so zufrieden wie früher…

Der Report aus Bern zeigt, dass die allgemeine Arbeitszufriedenheit gestiegen ist und nun fast wieder auf dem Niveau vor dem Ausbruch der Pandemie liegt.
Als Gründe für eine hohe Zufriedenheit nannten die Befragten vor allem eine gute Teamkultur, hohe Entscheidungsbefugnisse, ausgebaute Weiterbildungsmöglichkeiten und eine umfassende Nutzung des digitalen Potenzials.

…aber: Zu tiefer Lohn

Die Zufriedenheit mit der Bezahlung ist dagegen nach wie vor insgesamt relativ tief und liegt weiterhin 14 Prozent unter der Zufriedenheit vor der Pandemie.

image

Die (angegebene) Wahrscheinlichkeit, in zwei Jahren in derselben Abteilung des Spitals oder weiterhin im gleichen Beruf zu arbeiten, stieg zwar im Vergleich zu den letzten zwei Befragungen leicht an, liegt aber im Durchschnitt immer noch rund 5 Prozent unter den Werten vor der Pandemie.
image

Bedenklich erscheint, eine andere Zahl: 60 Prozent der Pflegefachpersonen gaben an, dass ihr Spital noch nicht aktiv an der Umsetzung der Pflegeinitiative arbeite (etwa indem es mehr Aus- und Weiterbildungsplätze oder eine bessere Schichtplanung anbietet).

Wunsch nach mehr Digitalisierung

Die befragten Pflegefachpersonen gaben zudem an, dass in den Abteilungen erst ein Teil des digitalen Potenzials bei täglichen Aufgaben ausgeschöpft sei – etwa beim Umgang mit Dokumenten, Prozessen und Kommunikation.
Die Befragten wünschen mehr Digitalisierung, weil damit auch neue Pflegeansätze entwickelt und neue Techniken eingeführt werden können.

Jährlicher Blick auf die Arbeit des Pflegepersonals

Seit 2019 untersucht der Spitalpflegereport Schweiz des Instituts für Unternehmensrechnung und Controlling (IUC) jährlich in enger Kooperation mit Schweizer Spitälern das Arbeitsumfeld des Pflegepersonals. Im Sommer und Herbst 2023 führten Markus Arnold, Arthur Posch und Lynn Selhofer vom IUC erneut eine Umfrage unter rund 3'400 Pflegefachpersonen aus 22 Schweizer Spitälern durch. Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.

  • spital
  • pflegefachpersonal
  • pflegeinitiative
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.