Pflegepersonal spürt weniger Druck – hat aber mehr Arbeit

Der «Spitalpflegereport Schweiz» besagt: Das Personal fühlt sich weniger gestresst. Aber es hat mehr Überstunden.

, 25. Januar 2024 um 06:26
letzte Aktualisierung: 4. April 2024 um 05:58
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Autoren und Autorin des Reports: Markus Arnold, Arthur Posch und Lynn Selhofer vom Institut für Unternehmensrechnung und Controlling Universität Bern. | zvg
Die Schweizer Pflegefachpersonen konnten sich nach der Covid-19-Pandemie offenbar etwas erholen: Sie sind weniger erschöpft und gestresst, deshalb zufriedener mit dem Beruf und eher bereit weiter in der Pflege zu arbeiten.
Das zeigt der «Spitalpflegereport Schweiz» aus der Universität Bern. Die Befragung von 3'400 Pflegefachpersonen aus 22 Spitälern besagt aber auch, dass die Arbeitsbelastung weiter zunimmt. Die Pflegefachpersonen mussten mehr Überstunden leisten.

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Ausgerechnet der Einsatz von Temporärangestellten kann dieser Entwicklung Vorschub leisten. Denn sie profitieren oft von flexiblerer Dienstplanung und besserem Lohn als Festangestellte. Dies kann bei Festangestellten zu erhöhter Arbeitsbelastung mit Nacht- und Wochenenddiensten führen. (Auch Medinside thematisierte schon, dass Temporärkräfte nicht immer eine gute Lösung sind).

Fast so zufrieden wie früher…

Der Report aus Bern zeigt, dass die allgemeine Arbeitszufriedenheit gestiegen ist und nun fast wieder auf dem Niveau vor dem Ausbruch der Pandemie liegt.
Als Gründe für eine hohe Zufriedenheit nannten die Befragten vor allem eine gute Teamkultur, hohe Entscheidungsbefugnisse, ausgebaute Weiterbildungsmöglichkeiten und eine umfassende Nutzung des digitalen Potenzials.

…aber: Zu tiefer Lohn

Die Zufriedenheit mit der Bezahlung ist dagegen nach wie vor insgesamt relativ tief und liegt weiterhin 14 Prozent unter der Zufriedenheit vor der Pandemie.

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Die (angegebene) Wahrscheinlichkeit, in zwei Jahren in derselben Abteilung des Spitals oder weiterhin im gleichen Beruf zu arbeiten, stieg zwar im Vergleich zu den letzten zwei Befragungen leicht an, liegt aber im Durchschnitt immer noch rund 5 Prozent unter den Werten vor der Pandemie.
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Bedenklich erscheint, eine andere Zahl: 60 Prozent der Pflegefachpersonen gaben an, dass ihr Spital noch nicht aktiv an der Umsetzung der Pflegeinitiative arbeite (etwa indem es mehr Aus- und Weiterbildungsplätze oder eine bessere Schichtplanung anbietet).

Wunsch nach mehr Digitalisierung

Die befragten Pflegefachpersonen gaben zudem an, dass in den Abteilungen erst ein Teil des digitalen Potenzials bei täglichen Aufgaben ausgeschöpft sei – etwa beim Umgang mit Dokumenten, Prozessen und Kommunikation.
Die Befragten wünschen mehr Digitalisierung, weil damit auch neue Pflegeansätze entwickelt und neue Techniken eingeführt werden können.

Jährlicher Blick auf die Arbeit des Pflegepersonals

Seit 2019 untersucht der Spitalpflegereport Schweiz des Instituts für Unternehmensrechnung und Controlling (IUC) jährlich in enger Kooperation mit Schweizer Spitälern das Arbeitsumfeld des Pflegepersonals. Im Sommer und Herbst 2023 führten Markus Arnold, Arthur Posch und Lynn Selhofer vom IUC erneut eine Umfrage unter rund 3'400 Pflegefachpersonen aus 22 Schweizer Spitälern durch. Das Projekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.

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