Am 13. September 2025 feierte die Rehaklinik Seewis ein besonderes Doppeljubiläum: Seit 150 Jahren ist das Kurhaus ein fester Bestandteil von Seewis, seit 55 Jahren trägt die Rehaklinik zur Gesundheitsversorgung der Region und darüber hinaus bei.
Die Jubiläumsfeier bot zahlreiche Begegnungen, Einblicke und Austausch – ein Tag, der die Geschichte würdigte und gleichzeitig den Blick in die Zukunft richtete.
Krisenfest und zukunftssicher?
Ein besonderes Highlight war die Podiumsdiskussion «Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen: krisenfest & zukunftssicher?», moderiert von SRF-Korrespondent Roger Aebli und mit den Teilnehmenden Peter Peyer, Regierungsrat, Vorsteher Departement für Justiz, Sicherheit und Gesundheit Kanton Graubünden, Prof. Dr. med. Markus Furrer, selbstständiger Berater und Senior Consultant KSGR, Sanjay Singh, Leiter Leistungen, Produkte und Health Services CSS Gruppe sowie Marco Näf, Geschäftsführer Rehaklinik Seewis.
Die Podiumsdiskussion begann gewissermassen mit einer «Anamnese» des Gesundheitswesens im Jahr 2025. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die demographische Entwicklung eine der grössten Herausforderungen für die nächsten Jahre darstellt.
Der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer erläuterte, dass die Bevölkerung – nicht nur, aber besonders im ländlichen Graubünden – in den kommenden Jahren weiter altere, während die Zahl der Geburten rückläufig sei. Dies belaste das Gesundheitssystem stark, zumal damit längerfristig noch deutlich mehr Fachkräfte fehlen würden. Prof. Markus Furrer betonte in diesem Zusammenhang, dass noch entscheidender als die reine Überalterung der Effekt sei, dass bei älteren Patientinnen und Patienten heute deutlich mehr medizinische Möglichkeiten zur Verfügung stehen als früher – was die Leistungen zusätzlich ausweite.
« Es ist wichtig, dass die einzelnen Spitäler künftig noch stärker kooperierten.» | Marco Näf, Geschäftsführer der Rehaklinik Seewis
Sanjay Singh, Mitglied der Geschäftsleitung des Krankenversicherers CSS, ergänzte, dass dies auch mit zunehmenden Leistungen verbunden sei aufgrund von «Multimorbidität» älterer Menschen, sprich dem gleichzeitigen Vorliegen mehrerer chronischer Krankheiten bei derselben Person. Gefragt seien deshalb neue Versicherungsmodelle, wie sie die CSS etwa in der Westschweiz bereits eingeführt habe.
Dort würden Kliniken eng mit Apotheken, Hausärztinnen und Hausärzten sowie der Spitex zusammenarbeiten, während die neu geschaffene Funktion der «Koordinatorin» mit ihrer individuellen Begleitung der Patientinnen und Patienten dafür sorge, dass das «richtige Problem bei der richtigen Ressource» lande, um so die Ärzteschaft zu entlasten.
«Es sollte vielmehr von einer Leistungsexplosion als von einer Kostenexplosion die Rede sein», Prof. Dr. med. Markus Furrer, selbstständiger Berater und Senior Consultant KSGR
Markus Furrer, der bis Ende 2023 als ärztlicher Direktor am Kantonsspital Graubünden tätig war, betonte, dass aus seiner Sicht vielmehr von einer Leistungsexplosion als von einer Kostenexplosion die Rede sein sollte.
Schliesslich seien die steigenden Kosten im Gesundheitswesen eine direkte Folge der erzielten Fortschritte der Medizin, wovon die Allgemeinheit als Ganzes profitiere. Zudem sei zu berücksichtigen, dass die einzelne Leistung im Vergleich sogar günstiger geworden sei, da die Tarife nicht im gleichen Masse nachgeführt worden seien.
«Jedem Täli sein Spitäli»?
Laut Marco Näf, dem Geschäftsführer der Rehaklinik Seewis, ist es wichtig, dass die einzelnen Spitäler künftig noch stärker kooperierten. In seinem Beispiel St. Gallen befinden sich innerhalb von 20 Minuten mehr als fünf Spitäler, die alle den Anspruch erheben, ein vollständiges Angebot zu bieten – was letztlich zu einer Überversorgung führe.
Stattdessen brauche es ein gutes Netzwerk nach dem Prinzip des Naben-Speichen-Modells («hub-and-spoke»), bei dem ein grosses Zentrumsspital im Mittelpunkt steht und von Regionalspitälern ergänzt wird, wie Markus Furrer erläuterte. Die Vernetzung dieser Spitäler sei dabei das A und O.
Das Kantonsspital Graubünden in Chur als Zentrumsspital mit starken Regionalspitälern ist auch aus Sicht des zuständigen Regierungsrats Peter Peyer unumstritten. Daran werde auch die derzeit anstehende Überarbeitung des Leitbilds «Dezentrale Gesundheitsversorgung» nichts ändern. Auch werde der Kanton keine Spitalschliessungen anordnen. Dazu sei er rein rechtlich gar nicht in der Lage, da sich die Spitäler – selbst das Kantonsspital Graubünden in Chur – nicht im Besitz des Kantons befänden.
Die Schweiz ist nicht Dänemark
Zur Kritik, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens in der Schweiz im Vergleich zum Ausland noch in den Kinderschuhen steckt, entgegnete Peter Peyer, dass die Schweiz nun mal nicht Dänemark sei. Dänemark, das in der Fachwelt als Musterschüler gilt in Bezug auf Digitalisierung und die Organisation des Gesundheitswesens, habe nicht dieselben Herausforderungen wie die föderale Schweiz, wo Entscheidungsprozesse oft viel Zeit in Anspruch nehmen würden.
Ausserdem sei der höchste Berg in Dänemark gerade mal 160 Meter hoch. Kein Vergleich zu Graubünden mit seinen 150 Tälern und den damit verbundenen Problemstellungen. Dennoch müssten die Spitäler einsehen, dass es wenig sinnvoll sei, wenn jede Institution mit einer eigenen Software unterwegs sei, was den Austausch von Daten unnötig erschwere.
Kooperation zwischen CSS und Rehaklinik Seewis?
CSS-Geschäftsleitungsmitglied Singh zeigte sich offen bezüglich einer Kooperation mit der Rehaklinik Seewis. Konkret könnte zwischen dem Krankenversicherer und der Rehaklinik eine «Episodenpauschale» festgelegt werden, mit der sämtliche Leistungen der Rehabilitation des Patienten vergütet werden.
Je eher die vereinbarten Ziele erreicht werden, umso vorteilhafter für den Leistungserbringer. Laut Sanjay Singh würde eine solche Episodenpauschale auch jene Leistungen beinhalten, die nach dem stationären Aufenthalt erbracht werden – etwa eine weiterführende Betreuung des Patienten via Telemedizin oder Online-Programme.
Einig waren sich die Teilnehmer, dass gewisse Reha-Leistungen zwar immer häufiger in der Nähe der grossen Zentrumsspitäler im «Unterland» erbracht würden. Dies bedeute aber nicht, dass Seewis als Reha-Standort keine Zukunft habe. So sei es besonders bei psychiatrisch-psychosomatischen und kardialen Erkrankungen vorteilhaft, eine Rehabilitation ausserhalb des gewohnten Umfelds durchzuführen, so Gesundheitsdirektor Peter Peyer.
Als Chirurg, so ergänzte Markus Furrer, sei er lange fälschlicherweise der Ansicht gewesen, dass die Behandlung eines Patienten mit der Operation zu Ende sei. Das Beispiel seines Vaters, der nach einem Eingriff noch monatelang in die Rehabilitation habe gehen müssen, habe ihn eines Besseren belehrt.
Die Schlussfolgerung ist klar: Auch nach 150 Jahren hat Seewis als «Kurort» damit noch lange nicht ausgedient.
Die
VAMED Schweiz betreibt unter dem Dach der Schweizer Ländergesellschaft VAMED Management und Service Schweiz AG die Rehaklinik Zihlschlacht (neurologische Rehabilitation), die Rehaklinik Dussnang (muskuloskelettale und geriatrische Rehabilitation), die Rehaklinik Seewis (kardiologische, psychosomatische und internistisch-onkologische Rehabilitation) und die Rehaklinik Tschugg (Epileptologie und neurologische Rehabilitation). Ausserdem führt die VAMED Schweiz das ambulante Rehazentrum Zürich Seefeld. Somit zählt die VAMED Schweiz zu den grössten Anbietern von Rehabilitationsleistungen in der Schweiz.
Der Leitspruch «Mehr als Reha» prägt das Denken der gesamten VAMED Schweiz.