«Es gehört zu unserem Job, an den Feiertagen zu arbeiten»

Sie halten die Stellung im USZ, während andere feiern – Ksenija Slankamenac ist Co-Direktorin a.i. des Instituts für Notfallmedizin, Carmen Brazerol, Pflegefachfrau auf der Neonatologie.

, 21. Dezember 2023 um 14:54
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green Christmas tree with red ornaments von: freestocks on Unsplash
Sie halten die Stellung im Universitätsspital Zürich, während andere feiern – Ksenija Slankamenac ist Co-Direktorin a.i. des Instituts für Notfallmedizin, Carmen Brazerol, Pflegefachfrau auf der Neonatologie. Beide sind über Weihnachten im Einsatz, beide betonen aber auch: «Es gehört zu unserem Job, an den Feiertagen zu arbeiten. In Weihnachtsstimmung sind wir trotzdem.»
Wie sieht für Sie Weihnachten in diesem Jahr aus? Carmen Brazerol: Ich arbeite seit 15 Jahren an Weihnachten und kenne beinahe nichts anderes mehr. Meinen freien Weihnachtsabend werde ich mit der Familie verbringen. Im Spital gibt es jeweils ein besonderes Znacht oder Frühstück für jene, die im Einsatz sind. Zudem werden wir häufig von den Eltern unserer kleinen Patienten mit Leckereien beschenkt.
Ksenija Slankamenac: Die Weihnachtszeit bedeutet mir sehr viel – sie ist eine Zeit des Innehaltens und Zurückblickens. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden. An Weihnachten zu arbeiten ist für mich kein müssen, sondern ein dürfen; ich habe mich schliesslich freiwillig für diesen Dienst gemeldet. Dafür habe ich an Silvester frei. Auch wir verwöhnen uns auf der Abteilung jeweils mit einem leckeren Essen.
Was sind für Sie die Herausforderungen während den Festtagen? Carmen Brazerol: Ich bin verantwortlich für die Einsatzplanung. Diese für jeden zufriedenstellend zu gestalten ist eine Herausforderung - schliesslich wissen wir nie, wieviel los sein wird. Die Balance zu finden zwischen ‘genügend Leuten einzuplanen und nicht zu viele zu blockieren’, ist anspruchsvoll. Auf jeden Fall soll jeder einen Abend mit der Familie feiern können, ebenso haben jene, die an Weihnachten arbeiten, an Silvester frei.
Ksenija Slankamenac: Das Arbeitsaufkommen ist an den Feiertagen deutlich höher; schliesslich haben die umliegenden Praxen geschlossen. Ansonsten sind die Feiertage aber ganz normale Arbeitstage.
Wie steht es um die Weihnachtsstimmung im USZ? Carmen Brazerol: Weihnachtsstimmung zu zaubern, gelingt auf der Neonatologie leider nur bedingt. Auch wenn weihnachtlich dekoriert ist und die Babys ein kleines Geschenkli bekommen, so ist es für viele Eltern doch ein trauriges Fest. Für uns geht an den Feiertagen der normale Alltag weiter.
Ksenija Slankamenac: Auf dem Notfall herrscht an Weihnachten tatsächlich eine ruhigere, besinnlichere Atmosphäre – sowohl bei den Patienten wie auch im Team. Wir dekorieren die Abteilung weihnachtlich und beschmücken uns selbst.
Wenn Sie das Jahr 2023 Revue passieren lassen – gibt es eine Geschichte oder ein Erlebnis aus Ihrem Arbeitsalltag, das Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist? Carmen Brazerol: Ich kann nicht ein einziges Ereignis hervorheben. Vielmehr berührt mich die Dankbarkeit und die Wertschätzung, die uns von den Eltern das ganze Jahr hindurch entgegengebracht werden.
Ksenija Slankamenac: Ich erinnere mich an einen Patienten, der an Weihnachten, es ist schon ein paar Jahre her, völlig aufgelöst und mit gepacktem Koffer auf dem Notfall erschien. Er hatte in der Vergangenheit Nierenkrebs und nun roten Urin bei sich entdeckt. Sein erster Gedanke: blutiger Urin - der Krebs ist zurück. Wir untersuchte ihn und es war nichts Auffälliges zu finden. Ich fragte ihn, was er denn gegessen hatte...tatsächlich war der Randensalat schuld. Seine Erleichterung werde ich nie mehr vergessen.

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