Verurteilt: Berner Pflegefachfrau gibt sich als Ärztin aus

Im heimischen Sprechzimmer stellte sie Atteste aus und versuchte sich als Ärztin. Damit reiht sie sich ein in eine lange Liste von «Hochstaplern in Weiss».

, 4. Juni 2024 um 11:56
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Früher oder später werden die Fake-Ärzte überführt und es klicken die Handschellen. Symbolbild: Medinside (gemacht mit Midjourney)
Vom Friseur, Postboten oder der Pflegefachfrau zum Mediziner – der Arztberuf ist seit jeher attraktiv für Hochstapler.
So auch für eine 33-jährige Pflegefachfrau aus dem Kanton Bern: In ihrer Wohnung untersuchte sie im Juni 2022 eine Bekannte auf deren Tauchtauglichkeit hin und stellte ihr ein entsprechendes Attest aus – heruntergeladen hatte sie dieses im Internet und mit dem Stempel eines Universitätsspitals sowie ihrer Unterschrift versehen.
Gemäss «20 Minuten» tat die Angeklagte viel, um den Anschein einer echten Ärztin zu verstärken: So gehörten zu den polizeilich beschlagnahmten Gegenständen aus dem heimischen «Sprechzimmer» etwa ein Bilderrahmen mit (gefälschter) Promotionsurkunde, ein Notiz- und Patientenbuch und ein Dienstausweis. Auch ein Block mit Blanko-Arztzeugnissen sei eingezogen worden.
Wegen der Fälschung von Ausweisen und dem Anmassen eines akademischen Titels erhielt die «Möchtergern-Ärztin» nun einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland.

Fake-Mediziner

Die Berner Pflegefachfrau reiht sich damit ein in eine lange Liste von Möchtegern-Doktoren. Die Fake-Mediziner eignen sich die Arztsprache an, lesen Fachbücher, halten Vorträge und erlangen teilweise sogar Ansehen als Mediziner. Dabei gehen sie oft so akribisch vor, dass sie manchmal Jahre nicht auffliegen. Das Motiv?
Es sei häufig eine Mischung aus narzistnarzisstischer Persönlichkeitsstörung, EItelkeit und dem Bedürfnis nach Ansehen, sagen Experten. Statt um Geld ginge es vielen um das hohe Prestige eines Arztes.
Laut einer Umfrage der Deutschen Zeitung «Welt am Sonntag» von 2021 bei Landespolizeibehörden und Ärztekammern waren in deutschen Krankenhäusern und Arztpraxen seit 2014 mindestens 62 Hochstapler aufgeflogen, die sich als Arzt ausgaben.

Hochstapler aus der Schweiz und Deutschland

  • Im Sommer 2023 wirft eine deutsche Klinik eine Assistenzärztin raus – weil diese ihre Zeugnisse gefälscht hatte. Während Ermittlungen gegen sie laufen, versucht die Fake-Ärztin ihr Glück in der Schweiz - und wird rechtzeitig erwischt.
  • Im Herbst 2023 wurde in einem Züricher Pflegeheim der Schwindel einer falschen Ärztin aufgedeckt. Mit gefälschten Diplomen soll die Ukrainerin bereits früher als Ärztin gearbeitet haben.
  • 2013 flog die Hochstaplerin und Anästhesie-Pflegefachfrau Anna B. auf. Sie war mehrere Jahre angestellt in Kliniken und Praxen in der Schweiz, arbeitete unter anderem am Herz-Neuro-Zentrum,
  • Im Kanton Bern flog 2004 ein Mann auf, der als Assistenzarzt bei den Psychiatrischen Diensten Biel-Seeland in Bellelay über drei Jahre Patienten behandelte, obwohl er wohl nie studiert hatte.
  • Vidoje «Willy» Peric arbeitet 30 Jahre in einer Allgemeinpraxis in Savosa bei Lugano, Spezialgebiet Neural- und Ozontherapie.
Der wohl bekannteste Hochstapler ist der gelernte Postbote Gert Postel alias Dr. Dr. Clemens von Bartholdy. In den 1990er Jahren hat er es bis zum Oberarzt an einer Deutschen psychiatrischen Klinik gebracht. Postel macht für sich geltend: «Deutlicher als ich kann man es nicht machen – das System entlarven.» Er habe sich «als Hochstapler unter Hochstapler begeben».
Auch der gelernte Friseur Klaus D. praktizierte 20 Jahre als falscher Arzt. Unter anderem war er als Chefarzt der Kinder-Rehabilitationsklinik Samerberg bei Rosenheim angestellt. Die gefälschten Papiere, die er für die Zulassung als Arzt sowie den Doktortitel benötigte, besorgte er in Italien.
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