Und noch ein Notfall steht auf der Kippe

Im Hausarzt-Notfall Seeland haben über ein Viertel der Ärzte gekündigt – «aus Frustration».

, 17. Dezember 2024 um 08:24
image
Der Notfallposten von «Hans» befindet sich beim Spital Aarberg. Bild: zvg
Und wieder steht ein Notfall auf der Kippe: Dem Hausarzt-Notfall Seeland (Hans) im bernischen Spital Aarberg laufen die Ärzte davon: 17 der rund 60 Mediziner hätten bereits gekündigt.
Wie das «Bieler Tagblatt» schreibt, würden die Ärzte «aus Frust über gesetzliche Verpflichtungen den Verein verlassen». Eine Mehrheit der Ärzte habe beschlossen, den Verein aufzulösen.
Der Hausarzt-Notfall Seeland ist ein durch die Hausärzte der Dienstkreise Aarberg, Büren, Lyss und Erlach gegründeter Verein zur ambulanten hausärztlichen Notfallversorgung im Seeland.

Frust

Angestaut habe sich der Frust bereits seit ein paar Jahren, vor allem wegen eines 24-stündigen Bereitschaftsdienstes, zu dem die Ärzte gesetzlich verpflichtet sind. Die Ärzte Thomas Oehler und Michael Fricker leiten den Verein und erklären gegenüber dem «Bieler Tagblatt»: «Im Seeland müssen alle Ärzte, die Vollzeit arbeiten, im Durchschnitt zwei- bis dreimal im Monat einen Pikettdienst übernehmen und für Notfälle bereitstehen.» Entlohnt werden sie nur, wenn sie auch ausrücken müssen – und auch dieser Beitrag von 200 bis 300 Franken pro Notfall stehe nicht im Verhältnis zum Aufwand, den der Bereitschaftsdienst mit sich bringe.
Gewünscht werde laut den Ärzten eine kantonale Lösung für den Bereitschaftsdienst – so wie etwa im Kanton Basel, wo ein privates Unternehmen den Bereitschaftsdienst entlaste. Dafür brauche es Gelder vom Kanton.

Druck auf Politik

Höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen werden seit Jahren gefordert, seit dem Bundesgerichts-Entscheid zu den Notfall-Pauschalen hat die Thematik eine neue Dimension erreicht. Nun machen auch Politiker Druck auf Versicherer, im Ständerat fordert eine erste Motion höhere Tarife für Notfalleinsätze und Permanencen.
Mehr zum Thema:

  • spital aarberg
  • praxis
  • notfall
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Zürich: Teil-Einigung im Tarifstreit, Taxpunktwert steigt um 2 Rappen

Die Ärztegesellschaft des Kantons Zürich einigte sich mit HSK und CSS auf einen Wert für die ambulant tätigen Mediziner.

image

«Wir haben eine Ethik»: Genfer Kinderärzte begrenzen Streik

Nach dem Notfall-Urteil des Bundesgerichts wollten die Pädiater ihre Dienste über Weihnachten einschränken. Nun gibt es einen Kompromiss zwischen Protest und Patientenwohl.

image

Spital Wallis bietet Live-Updates zur Auslastung

Online und in Echtzeit zeigt das Spital Wallis die Auslastung seiner Notfallstationen an – um weniger dringende Fälle besser planbar zu machen.

image

Notfallpauschalen: Bundesrat kann nichts tun

Die Landesregierung sieht keine Möglichkeit, dass Bern kurzfristig eingreift. Allerdings wird sie im Tardoc-Verfahren speziell auf die Dringlichkeits-Entschädigungen achten.

image

Cyberattacke auf Praxisgruppe Vidymed

Die Waadtländer Gruppe kämpft mit den Folgen eines Cyberangriffs, der ihre IT-Systeme lahmlegte. Ein Krisenstab sucht allfällige Datenlecks.

image

Krise bei Permanencen und Praxen: Wird der Bundesrat aktiv?

Was bewirkt der Bundesgerichts-Eingriff bei den Notfall-Entschädigungen? Was kann die Politik tun? Dazu muss die Landesregierung am Montag Stellung nehmen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Aarau: Neuer Interims-CMO

Philipp Schütz übernimmt die neu geschaffene Stelle des Chief Medical Officers vorübergehend.

image

42+4-Stunden-Woche auch für Tessiner Assistenz- und Oberärzte

Die Tessiner Kantonsspital-Gruppe EOC führte die Änderung zum Jahresbeginn 2025 ein.

image

Kantonsspital Frauenfeld: Neue Pflegedirektorin

Sibylle Schuster wird auch Mitglied der Spitaldirektion Akutsomatik der Spital Thurgau AG.