Hinter dem Spital Zweisimmen liegen turbulente Jahre. Seit über einem Jahrzehnt wurde an verschiedenen Rettungsplänen gearbeitet, seit 2007 sind zahlreiche Projekte entworfen, aber nie umgesetzt worden; zeitweise stand das Spital kurz vor dem Aus.
Jetzt liegt eine Lösung auf dem Tisch: Zweisimmen bleibt Spitalstandort. Der Betrieb wird neu ausgerichtet und künftig als Akutspital mit 24-Stunden-Notfall, mit einer interdisziplinären Bettenstation von saisonal 12 bis 20 Betten und deutlich ausgebauter Notfallinfrastruktur weitergeführt, heisst es in der
MedienmitteilungGleichzeitig wird der Operationsbetrieb eingestellt. Chirurgische Eingriffe werden ab dem Anfang Oktober 2025 am Spital Thun durchgeführt.
Die Entscheidung ist das Ergebnis eines neunmonatigen Projektprozesses, der von der Spital STS AG zusammen mit der kantonalen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) erarbeitet wurde. Regierungsrat Pierre Alain Schnegg sowie der Verwaltungsrat der STS AG stehen hinter dem neuen Betriebskonzept, das gestern (24. April 2025) in Zweisimmen vorgestellt wurde.
Investitionen in Notfallstation
Rund drei Millionen Franken investiert die Spital STS AG in den Ausbau der Notfallstation. Die Fläche soll um 75 Prozent vergrössert werden – von bisher 305 auf 530 Quadratmeter. Damit reagiert das Spital auf die bisherigen räumlichen Engpässe für Patienten und Mitarbeitende. Auch eine neue Triagefunktion zur Unterscheidung zwischen einfachen und komplexen Notfällen ist vorgesehen.
Die bestehende Demenzstation der Alterswohnen STS AG, derzeit im Bereich des Notfalls untergebracht, wird verlegt. Der neue Notfalltrakt entsteht im ersten Obergeschoss und soll bis zur Wintersaison 2025/26 betriebsbereit sein.
Operationen in Thun
Das Spital Zweisimmen wird weiterhin Sprechstunden mit Fachärzten, eine ambulante Dialyse sowie Diagnostik mit Radiologie, Ultraschall, kardiologischer Abklärung und Labor anbieten. Der Standort verfügt zudem über das einzige CT-Gerät der Region.
Der Operationsbetrieb hingegen wird aus wirtschaftlichen und strukturellen Gründen aufgegeben. Die Zahl chirurgischer Eingriffe ist rückläufig, immer mehr Behandlungen finden ambulant statt.
In Thun stehen künftig 20 zusätzliche Betten zur Verfügung. Für Verlegungen stehen neben dem eigenen Rettungsdienst auch externe Anbieter wie die Tochtergesellschaft easyCab medical AG bereit.
Trotz der Verlagerung bleibt die chirurgische Grundversorgung in Zweisimmen erhalten – in der Wintersaison mit verstärktem Fokus auf Orthopädie und Traumatologie.
Keine Kündigungen
Die Neuausrichtung führt nach aktuellem Stand zu keinen Kündigungen. Einige Mitarbeitende erhalten interne Stellenangebote, temporäre Stellen können reduziert werden. Ein Belegarztmodell wurde geprüft, jedoch verworfen – laut Spitalleitung wäre es weder wirtschaftlich tragfähig noch bedarfsdeckend.
Integrierte Versorgung
Langfristig soll das Spital Zweisimmen als Teil eines integrierten Versorgungsnetzwerks weiterentwickelt werden. Der Fachkräftemangel und die finanziellen Rahmenbedingungen machen strukturelle Anpassungen laut STS AG notwendig.
Thomas Straubhaar betont: «Wir suchen seit bald 20 Jahren nach einer Lösung für den Spitalstandort Zweisimmen – jetzt haben wir eine, die tragfähig ist. Wir hoffen, dass die Bevölkerung das neue Angebot annimmt und mitträgt.»
Seit 2007 seien zahlreiche Projekte für den Standort entworfen, aber nie umgesetzt worden. Mit dem neuen Betriebskonzept und der angestrebten Transformation zur integrierten Versorgung soll sich das nun ändern.
Die Spital STS AG verspricht sich mit dem neuen Betriebskonzept, den aktuellen Betriebsverlust von jährlich 6 Millionen Franken gegen 4 Millionen zu reduzieren.