So wirkt die Irisfarbe auf Augenkrankheiten

Die Augenfarbe spielt eine wesentliche Rolle beim Risiko für bestimmte Augenerkrankungen – und beeinflusst sogar Hornhauttransplantationen.

, 20. Oktober 2023 um 08:06
image
Ob jemand blaue, grüne oder braune Augen hat, scheint auf den ersten Blick nur das Aussehen zu bestimmen. Doch die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) zeigt in einem Überblick, dass die Farbe der Iris auch mit der Neigung zu bestimmten Augenerkrankungen und dem Ergebnis von Hornhauttransplantationen zusammenhängt.

Melanin bestimmt Farbe

Welche Augenfarbe ein Mensch hat, hängt davon ab, wie hoch die Konzentration an Melanin in seiner Iris ist. Melanin ist der Farbstoff, der neben der Augen- auch die Haut- und die Haarfarbe bestimmt. «Das Melanin hat dabei immer dieselbe bräunliche Farbe – auch grüne und blaue Augen besitzen keine anderen Farbstoffe», sagt Claus Cursiefen, Direktor des Zentrums für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln und Generalsekretär der DOG. Die anderen Farbschattierungen beruhten auf Lichtbrechungseffekten, die je nach Melaningehalt unterschiedlich sind.
Ganz ohne Melanin – wie bei Menschen mit der angeborenen Pigmentstörung Albinismus – bleiben die Augen sehr hell, je nach Lichteinfall kann sogar der rote Augenhintergrund hindurchschimmern.

Helle Augen: Höheres Risiko für Tumoren

Das Melanin filtert wie in der Haut auch in der Iris das Sonnenlicht. Menschen mit sehr hellen Augen reagieren daher empfindlicher auf starken Lichteinfall. Bei niedrigem Melaningehalt steigt das Risiko, an einem so genannten uvealen Melanom zu erkranken, einem aggressiven Tumor der Aderhaut. «Dieser Krebstyp ist zwar sehr selten, er findet sich jedoch bei Menschen europäischer Abstammung 20- bis 30-mal häufiger als bei Menschen asiatischer oder afrikanischer Abstammung», erläutert Nikolaos Bechrakis, Präsident der DOG und Direktor der Universitätsaugenklinik Essen.

Auch mehr Makuladegenerationen

Menschen mit hellen Augen entwickeln auch eher eine altersabhängige Makuladegeneration (AMD) als Menschen mit dunklen Augen. Zumindest die feuchte Form der AMD ist bei Menschen europäischer Herkunft deutlich häufiger ist als bei Menschen mit asiatischen oder afrikanischen Wurzeln.

Dunkle Augen: Mehr Grauer Star

Dunkeläugige sind beim Risiko für die Entwicklung einer Linsentrübung, auch Grauer Star oder Katarakt genannt, im Nachteil. Diese Augenerkrankung entwickelt sich bei Menschen mit braunen Augen zwei- bis viermal so häufig wie bei blauäugigen Menschen. «Eine Theorie hierzu besagt, dass in der vorderen Augenkammer eine umso höhere Temperatur herrscht, je mehr Licht durch die Iris absorbiert wird», erläutert Cursiefen. Bei dunkler Iris wäre demnach mit einer leicht erhöhten Temperaturbelastung zu rechnen, die wiederum einen bekannten Risikofaktor für die Entstehung des Grauen Stars darstellt. So ist die hitzebedingte Katarakt etwa bei Schweissern als Berufskrankheit anerkannt.

Riskantere Hornhauttransplantationen

Auch das Ergebnis operativer Eingriffe am Auge kann von der Augenfarbe abhängen. Bei einer Hornhauttransplantation, bei der die Hornhaut in ihrer gesamten Dicke ausgetauscht wird, die so genannte «perforierende Keratoplastik», gibt es häufiger Abstossungen und andere Komplikationen, wenn die Iris dunkel ist. «Hier wird ein Einfluss des Melanins auf das Immungeschehen in der vorderen Augenkammer vermutet», sagt Cursiefen. Womöglich verstärke das Pigment entzündliche Prozesse.
Hingegen ist bei der schonenderen Methode, der «Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty», bei der lediglich die innerste Schicht der Hornhaut transplantiert wird, kein Effekt der Augenfarbe zu beobachten.
  • ärzte
  • augenklinik
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

«Schauen Sie genau, wen Sie heiraten – das meine ich ernst.»

Seilschaften, starre Regeln und intransparente Gehälter bremsen Frauen auf dem Weg zur Chefarztposition. Rückhalt daheim ist entscheidend – und Teilzeit ist problematisch: Das sagt Susanne Renaud, Chefärztin Neurologie am Spital Neuenburg.

image

«Als Arzt nach Deutschland – warum nicht?»

Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

Zwei neue Ärztinnen in Hasliberg

Ab 1. Mai 2025 verstärken Dr. med. Stefanie Zahner-Ulrich und Dr. med. (SRB) Sonja Krcum Cvitic das Team der Rehaklinik Hasliberg. Mit ihren fundierten Erfahrungen in Allgemeiner Innerer Medizin bzw. Physikalische Medizin und Rehabilitation erweitern sie gezielt die medizinische Kompetenz der Klinik

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Münchner Arzt vor Gericht wegen Sex während Darmspiegelung

Ein Arzt soll während Koloskopien 19 Patientinnen sexuell missbraucht haben. Er sagt, die Vorwürfe seien erfunden und eine Intrige.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.