So können Drogen-Pilze gegen Depressionen helfen

Eine Universitätsklinik experimentiert mit Substanzen von psychoaktiven Pilzen. Und sie hat Erfolg damit.

, 13. September 2023 um 12:17
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Nach einer einmaligen Dosis Psilocybin wird die Patientin psychotherapeutisch behandelt. | zvg
«Magic Mushrooms», also Zauberpilze, heissen die halluzinogenen Pilze im Volksmund. Sie enthalten Psilocybin. Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich bietet neu Therapien mit Psilocybin für Erwachsene mit einer schwer zu behandelnden Depression an.

Viele Patienten sind therapieresistent

Obwohl es heute bereits viele Therapiemethoden für depressive Menschen gibt, gelten rund 30 bis 40 Prozent der Betroffenen als therapieresistent. Sie sind Kandidaten für neue Behandlungsarten.
Verschiedene Studien haben nachgewiesen, dass der psychedelische Inhaltsstoff der Pilze die depressive Stimmung positiv beeinflussen kann. Eine der neusten Untersuchungen wurde in der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich durchgeführt und in der Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlicht.

Mehr als die Hälfte profitierte

Von den teilnehmenden Patienten zeigten mehr als die Hälfte nach der Behandlung keine Depression mehr. Deshalb bietet die Klinik die Methode seit diesem Sommer bei ausgewählten Patienten an.
In der Psilocybin-assistierten Therapie wird eine kontrollierte einmalige Dosis Psilocybin zusammen mit psychotherapeutischer Unterstützung verwendet. So sollen chronisch rigide Denkmuster gelockert, neue Einsichten, Blickwinkel und Verhaltensmuster gelernt und die Stimmung verbessert werden.

Auch Lachgas für Therapie

Die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich hat Sicherheitsprotokolle und Behandlungsrichtlinien erstellt. Sie wendet auch schon andere neue Therapien für depressiv kranke Menschen an.
Zum Beispiel Ketamin, Lachgas, repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) oder Elektrokonvulsionstherapie (EKT), kombiniert mit Psychotherapiemethoden.

Verbotene Droge

In der Schweiz ist es seit 20 Jahren verboten, Psilocybin einzunehmen oder damit zu handeln. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kann jedoch Ausnahmen bewilligen, wenn Ärzte die Droge in der Therapie nutzen.
Am Genfer Universitätsspital (HUG) werden Patienten ebenfalls unterstützt von psychedelischen Substanzen behandelt. Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, in denen die drei Substanzen LSD, Psilocybin und MDMA im Rahmen von ärztlichen Therapien eingesetzt werden dürfen.
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