Die Fragestellung war in diesem Fall klar und simpel: Wie entwickelt sich die Mortalität auf den Intensivstationen im Verhältnis zur Anzahl der anwesenden Ärzte?
Eine Gruppe von Internisten, Epidemologen und Internisten aus England, Kanada und den USA überprüfte dies anhand von 49'700 erwachsenen Patienten, die zwischen 2010 und 2013 in britischen Intensivstationen betreut worden waren.
Die Auswertungen ergaben am Ende eine (leicht schiefe) U-Kurve, wobei die Todesfall-Rate bei 7,5 am tiefsten war. Anders gesagt: Wenn auf einen Intensivmediziner 7,5 Patienten kamen, dann war – rein statistisch – das Todesfallrisiko am geringsten.
Der Median der Betreuungsquote lag in den beobachteten 94 Kliniken bei 8,5 Ärzten pro Patient. Dies bei Extremwerten zwischen 1 und 23,5.
Auch nach Risikoadjustierung: die U-Kurve blieb
Auf den ersten Blick mag es erstaunen, dass sich eine intensivere ärztliche Betreuung ab einem gewissen Punkt sogar negativ auswirkt: Kann mehr denn wirklich schlechter sein?
Die Forscher kalkulierten aber durchaus ein, dass die Ärztedichte ein Spiegel der Risikolage sein könnte – also dass besonders viele Intensivmediziner anwesend waren, wenn besonders viele riskante, bedrohliche Fälle auf der Station lagen. Aber selbst nach der Risikoadjustierung durch Einberechnung der verschiedenen Diagnosen blieb die U-Kurve bestehen.
Die Mindestfallzahlen-Erklärung
Und tatsächlich: Auf den zweiten Blick überrascht das Ergebnis schon weniger.
Wie Hayley B. Gershengorn, David A. Harrison und Allan Garland in der «Discussion» vermuten, haben wir es hier wohl mit der bekannten Mindestfallzahlen-Thematik zu tun. Viele Ärzte pro Patient bedeuten nicht nur enge Betreuung – es bedeutet eben auch, dass der einzelne Arzt weniger Gelegenheit erhält, Erfahrungen zu bilden und auszubauen.
«Per definition», so die jetzt im JAMA-Netzwerk erschienene Studie, «betreuen einzelne Intensivmediziner weniger Patienten, wenn die Patient-zu-Arzt-Relation tief ist. Im Extrem kann sich dies negativ auf diese Patienten auswirken.»