Die Anteilnahme war riesig: Mehrere Tausend Menschen aus aller Welt verfolgten während Monaten das Schicksal von
«Mia Mo» auf Twitter. Bilder und Besserungswünsche aus der ganzen Welt wurden veröffentlicht, unzählige Aufmunterungen wie «Du bist so stark» oder «Wir drücken Dich» sind zu lesen. Worauf «Mia Mo» tapfer zurückschrieb, zum Beispiel: «Ihr macht mein Leben bunt & liebevoll, motiviert mich Tag für Tag, dafür danke ich jedem von euch von ganzem Herzen.»
Die junge Frau aus Zürich berichtete, an Krebs zu leiden sowie unzählige Operationen hinter sich zu haben. Sie kämpfte – so schien es – schlicht um ihr Leben. «Der Krebs hat seinen Tribut gefordert, das lange Koma seinen Rest. Nun stehe ich da und fange bei 0 wieder an, alles wieder neu zu lernen .
#Chemotagebuch».
So las man es auf dem Twitter-Profil. Mit der Zeit erhielt die Frau auch Zuspruch von der
«Deutschen Direkthilfe», einem Hilfswerk, das sich auf vielerlei Weise für bedürftige Einzelpersonen einsetzt.
Doch spätestens seit gestern Abend weiss man: Alles nur ein Fake. «Mia Mo», wer immer das sein mag, hatte den Krebs und ihre Geschichte offenbar nur vorgetäuscht.
Auslöser war, dass das Chemotagebuch vor drei Wochen plötzlich verstummte. Die «Deutsche Direkthilfe», beunruhigt, ging der Sache nach und rief die Frau wie das Umfeld auf, sich zu melden: «Liebe Mia, 12 Tage sind vergangen seit deiner letzten Nachricht, die Ungewissheit wie es dir geht, wo du bist, wird immer schlimmer», heisst es etwa.
Seit diesem Tweet weiss die Twitter-Gemeinde: «Mia Mo» lebt. (Bild: Twitter)
Die Nonprofit-Organisation hatte «Mia Mo» gefunden. Sie lebt in Zürich und ist verheiratet. Von Krebs keine Spur. Offenbar hat sie die schwere Krankheit vorgetäuscht, um Aufmerksamkeit und Follower zu bekommen.
Was die Hilfsorganisation nun vorhat
Die «Deutsche Direkthilfe»
konterte auf Twitter: «Wir sind masslos enttäuscht Mia @mia929292, wie konntest du uns die ganze Zeit glauben lassen du kämpfst um dein Leben? Vielen Dank.»
Und weiter: «Wir haben hier geweint in den letzten Tagen, weil wir befürchtet haben, Mia ist tot». Die Geschichte
sprenge alles, was man jemals bei der «Deutsche Direkthilfe» erlebt habe.
Interessanterweise folgten umgehend auch Gegenangriffe, zum Beispiel mit der Bemerkung, dass solch ein Outing durch eine Organisation quasi auch ein Stalking sei. Und das Universitätsspital Zürich sah sich am Abend auch noch zu einigen Klarstellungen genötigt, weil die rätselhafte «Mia Mo» ja womöglich doch dort gewesen sein könnte, aber beim Brand in der Notfallstation vom 28. Oktober evakuiert worden sein könnte…
Wie auch immer: Am Nachmittag, nach einigem Hin und Her, durfte die «Deutsche Direkthilfe» vermelden: «Vielen herzlichen Dank an die 91 Spender von heute Vormittag, die uns demonstrativ den Rücken stärken möchten. Keine Sorge,wir kämpfen weiter!»
Soll noch einer sagen, solch ein Internet-Hoax habe nicht auch positive Nebenwirkungen…