Weniger Schlaf gleich weniger Mitgefühl?

Schlafmangel bei Ärzten: Eine Studie aus den USA legt den Zusammenhang von Burnout sowie Behandlungsfehlern dar – und liefert interessante Details.

, 3. März 2021 um 14:19
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Viele Ärzte leiden unter Schlafmangel, das ist kein Geheimnis. Nacht-, Bereitschafts- und Schichtdienst verlangen viel ab; Überforderung und Stress im Beruf sind keine Seltenheit.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel, Burnout und klinisch signifikanten medizinischen Fehlern, die zu einem Schaden am Patienten führten? Dieser Frage widmeten sich der Psychiater Mickey T. Trockel von der Universität Standford und seine Kollegen in ihrer Studie, die von der Branchenplattform «Medscape» publiziert wurde. An der Umfrage aus den USA nahmen rund 11 000 Ärzte verschiedener Fachbereiche und Ausbildungsstufen teil.

Schlaflos wegen Versagensängsten

Gemäss Trockel gäbe es nur wenige Studien, die einen solchen Zusammenhang untersucht hätten, und dies, obwohl eine Verbindung zwischen Schlafstörungen und Burnout bei Ärzten postuliert werde.
Trockel und seine Kollegen kommen denn auch zum Schluss, dass unzureichender Schlaf bei Ärzten signifikante Folgen für die Gesundheit und die kognitive Leistungsfähigkeit hat. Ärzte, denen es an Schlaf mangelt, seien unaufmerksamer und ineffizienter. Folglich würden ihnen mehr Fehler passieren, was Risiken für die Patienten berge. Letzteres könne dazu führen, dass Ärzte Versagensängste entwickeln, die sie in der Nacht wachhielten – es droht ein Teufelskreis.

Auswirkungen auf Empathievermögen

Gemäss der Studie störe Schlafmangel die Konnektivität und Verarbeitung innerhalb und zwischen Amygdala, anteriorem cingulärem und medialem präfrontalem Cortex, was zu emotionaler Fehlregulation führe. Schlafentzug vermindere zudem die Fähigkeit, Emotionen zu erkennen und zu spiegeln. Dies könne sogar zur Folge haben, dass die Empathie von Ärzten gegenüber ihren Patienten in Desinteresse umschlage. 
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