Weniger Rauch, mehr Körpergewicht?

Forscher in Basel untersuchten, ob man wirklich schwerer wird, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Die Studie entwarnt – weitgehend.

, 7. August 2015 um 14:13
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Wir sind auf eine bemerkenswerte Untersuchung gestossen: Sie wurde in der Schweiz durchgeführt, hat hier allerdings übers Fachgebiet hinaus erst wenig Beachtung gefunden. Dabei ging es um eine durchaus populäre Frage: Nimmt man zu, wenn man mit dem Rauchen aufhört?
Immerhin hält diese Befürchtung manch einen Raucher davon ab, dem Tabak abzuschwören.
Ein Forscherteam unter Leitung des USB-Pneumologen Andreas Scherr begleitete also insgesamt 654 Raucher beim Ausstieg. Es waren Mitarbeiter des Universitätsspitals Basel sowie von Novartis und Roche, und sie wurden bei der Entwöhnung einerseits beraten, andererseits erhielten sie auf Wunsch pharmakologische Unterstützung.
Andreas Scherr, Bruno Seifert, Martin Kuster et. al., «Predictors of Marked Weight Gain in a Population of Health Care and Industrial Workers Following Smoking Cessation», in: BMC Public Health, Mai 2015.
Danach beobachteten die Forscher während 24 Monaten die Gewichtsentwicklung. Es zeigte sich, dass bei einer schwachen Mehrheit von 51 Prozent keine signifikanten Veränderungen des Körpergewichts feststellbar waren – weder nach 12 noch nach 24 Monaten.
Das heisst umgekehrt: 49 Prozent der Ex-Raucher legten tatsächlich an Gewicht zu. Die durchschnittliche Entwicklung bei dieser Gruppe (es waren 114 Personen) verlief so: 

  • plus 1,3 Kilo nach einem Monat,
  • plus 2,9 Kilo nach drei Monaten,
  • plus 5 Kilo nach einem Jahr – und auf diesem Niveau pendelte sich die Sache dann ein.

Allerdings muss der Durchschnitt auch hier differenziert werden. Bei den Personen, die tatsächlich an Gewicht zulegten, war die Zunahme meist mässig: Sie blieb in fast zwei Dritteln der Fälle unter 5 Kilo.
Auf der anderen Seite legte jeder zehnte Ex-Raucher tatsächlich schwer zu – nämlich 10 Kilogramm und mehr.
Die Forscher (die selber beim USB, bei Novartis und Roche sowie bei der schwedischen Fagerström Consulting tätig sind) gingen schliesslich auch der Frage nach, welche Personen denn am ehesten riskieren, nach der letzten Zigarette schwerer zu werden. 
Die Antwort ihrer Daten: Am ehesten nimmt zu,

  • wer unter Diabetes Mellitus leidet,
  • wer eine geringere Schulbildung aufweist,
  • wer geraucht hat, um die Langeweile zu verjagen.

Auf der anderen Seite konnten jene Personen am ehesten ihr Gewicht halten,

  • die bereits in ihrer Raucherzeit einen sehr tiefen BMI hatten;
  • die weniger als zehn Zigaretten pro Tag rauchten;
  • die unter ischämischer Kardiomyopathie litten.

Insgesamt besagen die Basler Ergebnisse also, dass eine ernsthafte Gewichtszunahme bei Ex-Rauchern doch eher selten ist – seltener wohl, als zumeist angenommen.
Und es lasse sich nur schwer vorhersagen, wer wie betroffen ist, lautet ein Fazit des Untersuchungs-Teams. 
Aber: «Unsere Ergebnisse könnten hilfreich sein, die Gewichtsbedenken zu mindern, welche bei durchschnittlichen Rauchern bestehen.»

Bild: «Man Men Smoke», Amira_A, Flickr CC
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