Anna Sender, Manuela Morf & Anja Feierabend (Universität Luzern)
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für Mitarbeitenden-Fehlverhalten in Unternehmen in der Schweiz? Das kommt darauf an, wie eine aktuelle Studie von HR-Profis der Universität Luzern jetzt zeigt. Die drei Wissenschaftlerinnen Anna Sender, Manuela Morf und Anja Feierabend erforschten zu dieser Frage Faktoren wie zum Beispiel abgeschlossene Ausbildungen oder die Arbeitslosenquote in der Branche.
Eines der Resultate der in der Fachzeitschrift «Journal of Business and Psychology» publizierten Analyse: Mitarbeitende neigen am ehesten zu Fehlverhalten, wenn sie beabsichtigen zu kündigen und die Gefahr für sie gering ist, arbeitslos zu werden.
Als Fehlverhalten gelten hier sowohl kleinere Fehltritte wie das Überziehen von Pausen oder das zu späte Erscheinen bei der Arbeit, aber auch schwerwiegendere Übertretungen wie die Entwendung von Unternehmenseigentum oder die Fälschung von Dokumenten.
Anna Sender, Manuela Morf & Anja Feierabend. «Aiming to Leave and Aiming to Harm: the Role of Turnover Intentions and Job Opportunities for Minor and Serious Deviance», in: «Journal of Business and Psychology», Februar 2020.Was Arbeitgeber tun können
Die Mitarbeitenden wägen den Studienautorinnen zufolge die Konsequenzen des Fehlverhaltens sorgfältig ab. «Daher können Unternehmen Fehlverhalten entgegenwirken, indem sie den Mitarbeitenden die daraus resultierenden Konsequenzen klar aufzeigen», sagt Anna Sender
laut der Mitteilung der Universität Luzern. Das könne zum Beispiel dadurch geschehen, dass das Fehlverhalten sichtbar diszipliniert werde. Eine andere Möglichkeit sei es, Anreize zu setzen, damit die Mitarbeitenden die Brücken zum Unternehmen nicht abbrechen und das Arbeitsverhältnis positiv beenden wollen.
Auf jeden Fall kann das Fehlverhalten von Mitarbeitenden für Unternehmen kostspielig sein: In den USA belaufen sich die geschätzten Verluste aufgrund von Mitarbeitenden-Diebstahl und -Betrug auf umgerechnet rund 50 Milliarden Franken pro Jahr.