Chirurgen sollten nie an Geburtstagen operieren

Chirurginnen und Chirurgen lassen Eingriffe an ihrem Geburtstag wohl besser sein. Aus Gründen der Patientensterblichkeit.

, 15. März 2021 um 06:00
image
  • ärzte
  • chirurgie
  • forschung
Vielleicht ist es sinnvoller, wenn die Spitalleitung ihre Chirurginnen und Chirurgen nicht an Geburtstagen operieren lässt. Denn offenbar unterlaufen den Operateuren an ihrem Wiegenfest mehr Fehler, die sich auf eine erhöhten 30-Tage-Mortalität auswirken. Dies zeigt eine Beobachtungsstudie aus den USA. 
Operierten Ärztinnen oder Ärzte nämlich an ihrem Geburtstag, starben in den folgenden 30 Tagen 7 Prozent der Patienten. An einem anderen Datum waren es lediglich 5,6 Prozent. Dies bestätigte sich auch bei einem direkten Vergleich von Eingriffen mit denselben Operateuren an unterschiedlichen Tagen.

Forscher haben Vermutungen

Die Ergebnisse legen den Studienautoren zufolge nahe, dass Chirurginnen oder Chirurgen durch Lebensereignisse abgelenkt werden könnten, die nicht direkt mit der Arbeit zusammenhängen. 
Wahrscheinlich neigten sie zur Eile, weil sie rechtzeitig nach Hause wollten. Möglicherweise finde aber auch eine zu lebhafte Kommunikation am OP-Tisch statt oder die Operateure delegierten viel an ihre Assistierenden, so die Vermutungen der Forscher von der Universität Kalifornien.

Studie mit Augenzwinkern

Insgesamt wurden Daten von fast einer Million Operationen verglichen, durchgeführt von über 47'000 Chirurginnen und Chirurgen aus den USA. Das Spektrum der Eingriffe reichte von Koronarbypass-OPs über Frakturen bis hin zu kolorektalen Resektionen. Gewisse Patienten wie Krebspatienten wurden von der Analyse dabei ausgeklammert.
Die Studie erschien im Rahmen einer Serie von Analysen, die mit einem Augenzwinkern verbunden sind. Interessant wäre es nun aber herauszufinden, in welchem Zusammenhang die Leistung des Chirurgen an seinem Hochzeitstag steht.


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.

image

Swiss Bridge Award 2025 geht an Krebsforschende aus Zürich und Berlin

Andreas Moor (ETH Zürich) und Inmaculada Martínez Reyes (DKFZ/Charité Berlin) erhalten je 250’000 Franken für ihre Arbeiten an zielgerichteten Krebstherapien – von «smarten» Proteinmolekülen bis zu personalisierten Immunzellen.

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.