Mehr Spitaleintritte? Von wegen Vollmond

Die Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR) entmystifizieren in einer Studie mit fast 18'000 Personen die Auswirkungen des Mondzyklus auf die Psychiatrie.

, 2. Mai 2019 um 07:50
image
Schlechter Schlaf, mehr Streit, mehr Geburten? Dem Mondzyklus werden zahlreiche Kräfte zugesprochen. Die Psychiatrischen Dienste Graubünden (PDGR) haben nun in einer Studie die Daten von 17‘966 stationär behandelten Personen untersucht und in Zusammenhang mit dem Mondzyklus gestellt.
Das Resultat: Weder der Vollmond noch der Neumond oder weitere 18 Mondphasen konnten einen Einfluss auf die Eintritte oder Austritte in die Bündner Psychiatrischen Kliniken zeigen. Auch ergab sich keine Relation zu der Aufenthaltsdauer von stationär-psychiatrischen Patienten, wie die PDGR am Donnerstag mitteilen.

Himmlischer Nachbar und psychisches Wohlbefinden

Zudem konnten detaillierte Untersuchungen in Bezug auf die Tage vor oder nach der jeweiligen Hauptmondphase keine Abweichung der zu erwarteten Verteilung aufweisen. Eine Stratifizierung nach Hauptdiagnosen wies ebenfalls keine Korrelation auf.
Gupta Rahul, Nolan Daniele, Bux Donald, Schneeberger Andres R.: «Is it the moon? Effects of the lunar cycle on psychiatric admissions, discharges and length of stay», in: «Swiss Medical Weekly». 23. April 2019
Die weitverbreitete Überzeugung, der Mond wirke sich auf die psychische Gesundheit der Menschen und somit indirekt auch auf psychiatrische Behandlungen aus, konnte mit dieser Untersuchung nicht dargestellt werden. «Die Studie liefert somit keine Beweise dafür, dass unser himmlischer Nachbar unser psychisches Wohlbefinden beeinflussen kann.»

Auch Psychiatrie diskutiert Zusammenhang

Der Glaube, der Mond beeinflusse menschliches Leben und insbesondere unsere Emotionen sowie das Wohlergehen, ist tief in der Geschichte der Menschheit verankert. Auch in der Gegenwart besteht weiterhin eine laufende Debatte bezüglich möglicher Verbindungen zwischen dem Mondzyklus und unserem psychischen Zustand.
Selbst in psychiatrischen Kliniken wird häufig diskutiert, ob das gehäufte Eintreten psychiatrischer Notfälle einen Zusammenhang beispielsweise mit dem Vollmond haben könnte.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

Psychiatrische Dienste Aargau bündeln Angebot

Ambulatorium, Autismusberatung, Tageszentrum: Zusammen erhalten diese Angebote mehr Räume – was auch mehr Angestellte und mehr Termine ermöglicht.

image

CHUV schafft Spezialprogramm für Patienten mit Autismus

Mit einer spezifischen Betreuung und angepassten Wegen sollen beide Seiten entlastet werden – die Patienten wie das Personal.

image
Gastbeitrag von Peter Baumgartner

Ambulante Psychiatrie: Ohne neue Berufsprofile und KI wird’s kaum gehen

Der Fachkräftemangel in der Psychiatrie verlangt einen massiven Umbau der Versorgung. Aber wie? Ein realistisches Zukunftsszenario.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.