Viel zu viele Ärzte

In Deutschland gibt es laut einer neuen Studie 34'000 Ärzte zu viel. Sie sind auch schlecht auf Stadt und Land verteilt.

, 16. Juli 2015 um 08:00
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In Deutschland herrscht eine markante medizinische Überversorgung. Dies zeigt der Ärzteatlas des Wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WidO), die im deutschen Handelsblatt vorgestellt wird. Mit 451 Ärzten pro 100'000 Einwohner wurden im vergangenen Jahr 48,5 Prozent mehr Mediziner gezählt als noch 1991. Gemessen an der Bedarfsplanung wird das Plansoll bundesweit um fast ein Drittel übertroffen. Der Gesamtversorgungsgrad liegt bei sämtlichen Arztgruppen deutlich über dem Soll. 
Zum Vergleich: In der Schweiz kamen 216 Ärzte im ambulanten Sektor auf 100'000 Einwohner (Quelle: Bundesamt für Statistik, Zahlen für 2013)

Überversorgung in fast allen Regionen

«Mit 177 Vertragsärzten und Psychotherapeuten pro 100'000 Einwohnern liegt die Zahl der niedergelassenen Ärzte fast ein Drittel über den Vorgaben der Bedarfsplanung», wird WIdO-Experte Helmut Schröder zitiert. Von einer Überversorgung wird gesprochen, wenn die Zahl der Ärzte 110 oder mehr Prozent des für eine Region ermittelten Bedarfs erreicht.
In absoluten Zahlen gebe es 34'000 Ärzte mehr als vorgesehen. Selbst bei den Hausärzten liegt der Gesamtversorgungsgrad laut Studie bei über 110 Prozent. Fast die Hälfte aller Planungsregionen sind überversorgt. Auf Landesebene weist nur Sachsen-Anhalt eine leichte Unterdeckung auf. Von einem Ärztenotstand könne daher keine Rede sein. Zwar gebe es Unterversorgung in manchen Regionen. Um sie zu beheben, müssten aber über 1'000 Ärzte ihre Praxis von einer über- in eine unterversorgte Region verlegen. 

  • Ärzteatlas 2015 (WidO)Ärzteatlas 2015 (WidO)
  • Zum Thema: «Gesundheit hängt vom Wohnort ab» / Süddeutsche Zeitung 

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