USA verbannen Infusions-Pumpe aus Spitälern – weil sie gehackt werden kann

Erstmals überhaupt musste eine Gesundheitsbehörde wegen einer konkreten Cyber-Gefahr einschreiten.

, 3. August 2015 um 07:10
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Der Zeuge liegt verletzt auf der Intensivstation, die Polizei bewacht alle Zugänge – wie gelingt es den bösen Mafiosi, den Patienten trotzdem umzubringen? 
Ganz einfach: Indem sie ins IT-Netzwerk des Spitals eindringen und die Infusionspumpe aus der Ferne manipulieren.
Noch hat sich kein Hollywood-Autor dieses Szenario ausgedacht, aber es beschäftigt schon die Gesundheitsbehörden: Die FDA hat die Spitäler und Kliniken der Vereinigten Staaten aufgefordert, sofort auf den Einsatz einer bestimmten Infusionspumpe zu verzichten: «FDA strongly encourages health care facilities transition to alternative infusion systems, and discontinue use of these pumps», steht im amtlichen Aufruf aus Washington. Denn das Gerät könne von aussen manipuliert werden.
Es geht um Symbiq von Hospira, also immerhin dem weltgrössten Hersteller von Infusionsgeräten. Die Firma und auch unabhängige Tester der Sicherheitsbehörde Homeland Security haben bestätigt, dass das Symbiq-System «von aussen durch das Netzwerk des Spitals bedient werden kann», wie die Gesundheitsbehörde FDA schreibt. «Dies könnte es einem unautorisierten Nutzer erlauben, die Kontrolle über das Gerät zu erlangen und die Dosierung zu verändern, was zu Über- oder Unter-Infusion bei kritischen Therapien führen könnte.»

«Symbiq Infusion System by Hospira: FDA Safety Communication - Cybersecurity Vulnerabilities»

Hospira hatte das Symbiq-System bereits seit 2013 auslaufen lassen, über Drittparteien sind aber weiterhin Geräte im Handel.
Konkrete Fälle von Hack-Versuchen habe es nicht gegeben, beruhigt die FDA weiter. Dennoch: Es ist ein historischer Schritt. Erstmals überhaupt musste eine Aufsichtsbehörde gegen eine konkrete Hacking-Gefahr im Gesundheitswesen einschreiten.

Was, wenn jemand den Ops-Roboter abschaltet?

Weitere Fälle dürften folgen – dies lässt zumindest auch der Fall von Raven II vermuten. Im Frühjahr nahm sich eine Gruppe von Forschern der University of Washington alle Schwachstellen dieses Laparoskopie-Operations-Roboters vor: Was wäre, wenn die Computersysteme solcher Roboter angegriffen, übernommen und sogar in Waffen verwandelt würden? Dies war die Ausgangsfrage des im April 2015 veröffentlichten Berichts.
Und tatsächlich gelang es den Autoren, eine ganze Palette von Schwachpunkten zu eruieren, von denen aus sie das Gerät manipulieren könnten: Möglich wäre es zum Beispiel gewesen, feinste Fehler einzubauen (also die Fehlerrate unauffällig zu erhöhen); oder das Gerät schlagartig ganz und unwiderruflich abzuschalten; oder aber sogar den Roboter vollständig von aussen unter Kontrolle zu nehmen.
Womit den Hollywood-Studios ja noch spektakulärere Mordtaten einfallen könnten als nur mit dem Tröpfchenzähler einer Infusionspumpe...

  • Siehe auch: «FDA tells hospitals to ditch IV pumps that can be hacked remotely», in: «Engadget»

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