«Uns begegnen vermehrt Menschen, welche stark unter der Pandemie leiden»

Ein Psychologe und eine Psychologin setzen auf Online-Selbsthilfe. Sie wollen damit Hilfestellung in der herausfordernden Zeit während Corona anbieten.

, 2. Februar 2021 um 06:50
image
  • coronavirus
  • psychologie
  • psychiatrie
Fehlendes soziales Umfeld, weniger sportliche Aktivitäten, Hobbys fallen weg: Das psychische Immunsystem leidet unter den zahlreichen Einschränkungen rund um die Corona-Pandemie. Dies bestätigen auch Fachleute aus der Psychologie: «In unserem Berufsalltag begegnen wir vermehrt Menschen, welche stark unter der Pandemie und ihren zahlreichen Folgen leiden», sagt Daniel Sigrist. Vielen Menschen gehe es bedeutend schlechter, so der klinische Psychologe.
Er und Ramona Zenger, auch sie ist Psychologin, haben deshalb eine Online-Selbsthilfe im Januar 2021 lanciert. Das Ziel: auf einem etwas anderen Weg eine Hilfestellung in dieser herausfordernden Zeit anzubieten. Beide sind bereits in der psychologischen Online-Beratung oder in der Therapie tätig.

Folgen der Pandemie verschwinden nicht plötzlich

Im Zentrum stehen verschlüsselte Gruppenchats, anonym und mit psychologischer Moderation. Die Anforderungen an die Moderatoren sind hoch: Sie müssen mindestens einen Masterabschluss in Psychologie und entsprechende Fachkenntnisse mitbringen.
Das Angebot ist zwar kostenpflichtig, ist allerdings günstiger als eine einzelne Sitzung in einer Psychotherapie oder Coaching. «Wir wollen ein professionelles Angebot bereitstellen, welches wir langfristig anbieten», sagt Sigrist. Denn die psychischen Folgen der Pandemie verschwinden leider nicht plötzlich.

Nicht für Notfallsituationen

Allgemein glauben die Gründer der Plattform an die Wirksamkeit des Supports in Selbsthilfegruppen. Dies zeigten auch aktuelle Studien. Sigrist erwähnt aber, dass Online-Selbsthilfe bei einer klinischen Diagnose keinesfalls eine Psychotherapie ersetze. Auch sei sie nicht für Notfallsituationen geeignet. 

Kostenlose Mitgliedschaft für Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen

Auch das Gesundheitspersonal leidet unter Corona und ist teilweise überfordert. Online-Selbsthilfe möchte allen Fachkräften aus dem Gesundheitswesen eine kostenlose Mitgliedschaft für die kommende Zeit schenken. Und zwar als kleines Dankeschön und Zeichen der Wertschätzung für den unermüdlichen Einsatz. 

  • Mehr dazu hier

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

PDAG eröffnen neue Depressionsstation

Ohne Wartezeit, ohne Vorgespräch, ohne fixe Aufenthaltsdauer: Die Psychiatrischen Dienste Aargau eröffnen eine spezialisierte Depressionsstation.

image

«Chronisch unterfinanziert»: Baselbieter Psychiatrie mit Defizit

Die Psychiatrie Baselland hat über 15'000 Patienten behandelt. Aber sie hat einen Verlust von 3,5 Millionen Franken gemacht – vor allem wegen hoher Personalkosten.

image

Neue Direktorin für das Clienia Bergheim

Nadja Lüthi ist ausgebildete Pflegefachfrau und arbeitete zuvor für Viafutura und das Stadtspital Zürich.

image

Ein Therapie-Chatbot kann bei psychischen Erkrankungen helfen

Zum ersten Mal zeigt eine Studie, dass ein Chatbot die Symptome von Depressionen und Angstzuständen lindern kann.

image

UPD: Therapie zu Hause erfolgreicher als Klinikaufenthalt

Kinder und Jugendliche mit schweren psychischen Erkrankungen könnten langfristig mehr von einer Therapie zu Hause profitieren als von einer stationären Behandlung.

image

UPK Basel: CEO Michael Rolaz geht nach Luzern

Im September übernimmt er das Präsidium der Luzerner Psychiatrie Lups. Die Stelle in Basel wird ausgeschrieben.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.