Intensivstation? Geschlecht der Patienten und der Ärzte entscheiden

Ärztinnen überweisen Patientinnen deutlich seltener auf die Intensivstation als ihre männlichen Kollegen. Dies besagt eine neue Studie.

, 14. Februar 2018 um 05:00
image
  • forschung
  • spital
  • gender
Behandelt eine Ärztin eine Patientin, wird diese weniger wahrscheinlich auf die Intensivstation überwiesen als ein Patient, der von einem Mediziner behandelt wird. Zu diesem Ergebnis kommen israelische Forscher der Ben-Gurion Universität und des Soroka Medical Center.
«Wir haben erstmals nachgewiesen, dass eine mögliche geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung die Entscheidung beeinflussen kann, wer auf die Intensivstation eingeliefert wird und wer nicht», sagt Forschungsleiter Iftach Sagy in einer Mitteilung der Ben-Gurion Universität.

Erkennen Ärzte Symptome später?

Diese geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung scheint am häufigsten aufzutreten, wenn Ärztinnen eine Empfehlung für die Behandlung von schwerkranken Patientinnen aussprechen, deutet die im QJM publizierten Studie an. 
Frühere Untersuchungen hatten jedenfalls gezeigt, dass Ärzte weniger wahrscheinlich Symptome erkennen, die bei Frauen anders auftreten. Dazu gehören etwa atypische Brustschmerzen. Die unterschiedliche Deutung verändert das Patientenmanagement und kann die Verabreichung von entscheidenden Behandlungsschritten verzögern können. 
Iftach Sagy et al.: «The association between the patient and the physician genders and the likelihood of intensive care unit admission in hospital with restricted ICU bed capacity», in: «QJM: An International Journal of Medicine», Januar 2018.

Ein Fünftel weniger Einweisungen

Für die Studie wurden die Daten von mehr als 800 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die von 2011 bis 2012 in den Reanimationsraum der Notaufnahme des Soroka University Medical Center eingeliefert wurden.
Ärztinnen wiesen rund 20 Prozent weniger ihrer Patientinnen auf die Intensivstation ein als ihre männlichen Kollegen. Auf die herzchirurgische Intensivstation überwiesen sie zwölf Prozent weniger Patientinnen.

Ungleichbehandlung auch bei Ankunft im Spital

Die Experten konnten eine geschlechtsbezogene Ungleichbehandlung auch dabei feststellen, wie Patienten im Spital ankamen und zugeordnet wurden. Ärzte und Ärztinnen wählten Schwerkranke unterschiedlich aus, wenn sie die Behandlung in der Notaufnahme einleiteten.
Männer behandelten mehr Patienten, die von Notarztdiensten überwiesen wurden. Und ihre weiblichen Kolleginnen behandelten mehr Personen, die zu Beginn als stabil galten, deren Zustand sich erst später verschlechterte und eine Wiederbelebung erforderlich machte.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.