«Behandlungen exklusiv nur auf Mallorca», wirbt der deutsche Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Ulrich Werth, im Internet. Er sei der Erfinder der «Ewigen-Nadel-Therapie» - und wer seine Therapie in Zweifel ziehe, beweise damit nur eines: dass er der Pharmaindustrie hörig sei.
Der «Kassensturz» wagte es trotzdem, seine Arztkünste zu kritisieren. In der jüngsten Sendung kam ein Ehepaar zu Wort, das nach einem Autounfall unter Schmerzen und Gedächtnisstörungen litt.
Teure Behandlung am Ohr ist laut Fachmeinung keine Akupunktur
Das Ehepaar liess sich von Ulrich Werth im spanischen Valencia behandeln. Dieser setzte in jedes Ohr hundert 1,2 Millimeter lange Titannadeln. Für die halbstündige Behandlung, inklusive Voruntersuchung und Nachkontrolle, hätten sie 18 000 Franken bezahlt.
Mit Akupunktur habe eine solche Behandlung nichts zu tun, sagte die Akupunkturspezialistin Claudia Witt in der Sendung. Die Professorin vom Institut für komplementäre und integrative Medizin des Universitätsspitals Zürich kritisierte Ulrich Werth harsch: «Er missbraucht das Wort Akupunktur. Wahrscheinlich, um seinem Verfahren mehr Anerkennung zu verleihen, und damit es nicht so unseriös wirkt, wie es wirklich ist.»
Keine Berufsbewilligung in Deutschland und in der Schweiz
Die Professorin warnt sogar ausdrücklich vor dieser Behandlung. Das Ohr sei sehr empfindlich. Ulrich Werth lässt sich durch solche Kritik allerdings nicht beirren. Er ist häufig Gast in Esoterik-Sendungen. Er behauptet, er könne Parkinson, Alzheimer und zwei Dutzend weitere Krankheiten heilen.
Gemäss «Kassensturz» darf er schon seit 2006 in Deutschland nicht mehr als Arzt praktizieren. Auch in der Schweiz hat er offenbar vergeblich versucht, Fuss zu fassen. Die St. Galler Gesundheitsbehörden verweigerten ihm die Berufsausübungsbewilligung.
Werth fühlt sich von Pharmaindustrie schikaniert
Gegenüber «Kassensturz» wollte Ulrich Werth keine Stellung nehmen. Doch auf seiner Website wehrt er sich gegen die Sendung: «Es ist nur ein Angriff von vielen durch die Medien und die Behörden, die seit 2002 gegen mich und meine Therapie durchgeführt werden», schreibt er dort. Der Preis für seine Behandlungen sei viel tiefer, als von den «Scheinpatienten» in der Sendung angegeben worden sei.
Er ist überzeugt, dass die Pharmaindustrie seine Therapie hintertreibe. Denn: Mit seiner Methode habe er der Parkinsonmittel herstellenden Industrie schon mindestens 6 Milliarden Euro an Verlust gebracht, behauptet er. Und er praktiziert unbeirrt weiter. Schliesslich wolle er seinen Patienten nicht die Möglichkeit nehmen, eine Therapie zu machen, die ihnen wirklich helfe.