Am Anfang stand eine Feststellung: Die Gehirnregion des Hippocampus ist wichtig für das räumliche Gedächtnis und für die Orientierung. Sie verkümmert zugleich mit als erstes, wenn jemand an Alzheimer erkrankt. Daher stellte sich ein Forscherteam der Harvard Medical School respektive des Brigham and Women’s Hospital in Boston die Frage, ob es prophylaktisch wirken könnte, wenn jemand den Hippocampus intensiver beansprucht.
Auf der Basis von amerikanischen Todesursachen-Statistiken untersuchten die Forscher insbesondere Taxi- und Ambulanzfahrer – also Menschen, die im Berufsleben ständig navigieren respektive sich neu orientieren mussten.
Die Studie analysierte über acht Millionen Todesfälle aus den Jahren 2020 bis 2022. Und heraus kam tatsächlich, dass ein deutlich tieferer Teil der Todesfälle bei diesen Berufsgruppen durch Alzheimer verursacht wurde.
Während insgesamt 3,88 Prozent aller Todesfälle auf Alzheimer zurückgeführt wurde, lag der Anteil bei den Fahrer-Berufen tiefer: Bei den Taxifahrern erreichte die Quote 1,03 Prozent, bei Ambulanzfahrern sogar nur 0,74 Prozent.
Nicht so bei Lastwagenfahrern
Auch nach Berücksichtigung von Alter und anderen Faktoren blieb der Unterschied erheblich. Beide Berufsgruppen hatten den tiefsten Anteil an Alzheimer-Todesfällen unter allen 443 untersuchten Berufen. Dies nährt die Vermutung, dass Berufe, die Orientierungs- und Gedächtnisfähigkeiten stark beanspruchen, wie ein Training für das Gehirn wirken.
Allerdings zeigte sich dieser Effekt nicht bei anderen, ähnlichen Berufen – nämlich bei Lastwagen- oder Busfahrern. Dies deutet an, dass die ständig wechselnde Nutzung von Echtzeit-Navigations- und räumlichen Fähigkeiten eine entscheidende Rolle spielen könnte; dies ist bei Truck Drivers zum Beispiel seltener der Fall.
Der schützende Effekt galt allerdings nicht für andere Arten von Demenz. Dennoch: Insgesamt scheint die neue Studie die Idee zu stützen, dass geistig fordernde Aktivitäten eine Rolle spielen dürften bei der Prävention von neurodegenerativen Erkrankungen.