Mehrheit der Ärzte möchte keine Läden schliessen

Erstmals liegen repräsentative Ergebnisse vor, wie Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz die Massnahmen während der Corona-Pandemie beurteilen.

, 22. Oktober 2020 um 08:48
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Mehr als die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte stimmen der Aussage zu, dass die Behörden mit Blick auf die zweite Welle mehr auf Massnahmen wie Social Distancing oder Hygienemassnahmen setzen sollen – und weniger auf Verbote und Schliessungen, wie beispielsweise Läden oder Schulen. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Befragung der Ärzteschaft im Auftrag der Ärzteverbindung FMH. An der Erhebung zwischen Juni und Juli 2020 haben insgesamt über 1 550 Ärztinnen und Ärzte teilgenommen.
Die Mehrheit der Ärzteschaft, 55 Prozent, bewertet die während des Lockdowns eingeleiteten Massnahmen auf Ebene Bund, Kanton und Spital zudem als «angemessen». Für über die Hälfte der Spitalärzte hatten die Behörden den Ernstfall einer Pandemie «im Masse des Erwart­baren ausreichend vorbereitet.» Anders sieht es bei den Praxisärzten aus: Dort war die Zufriedenheit mit 38 Prozent deutlich weniger stark ausgeprägt, wie auch die beiden Diagramme verdeutlichen.
Spitalärzte:
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Quelle: SAEZ
Praxisärzte:
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Quelle: SAEZ

Was Ärzte den Behörden empfehlen

Kritisch wird nach Ansicht der Ärzteschaft insbesondere die Planung im Vorfeld der Pandemie bewertet. Direkt danach gefragt, was bei einer nächsten Pandemie besser zu machen sei, wurden insbesondere folgende Punkte genannt:
  • eine bessere Pandemie­vorbereitung (z.B. bzgl. Schutzmaterial, Desinfektionsmittel, Medikamente), 
  • effektivere Massnahmen für die Bevölkerung (z.B. früherer und kürzerer Lockdown, frühere Maskenpflicht), 
  • ein höherer Schutz des Gesundheitspersonals 
  • und eine bessere Koordination zwischen Bund und Kantonen sowie zwischen den Spitälern. 
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