Studie: Warum Ärztezentren boomen

Der Trend weg von der Einzelpraxis hin zum Ärztezentrum läuft in hohem Tempo. Laut der Credit Suisse ziehen nach den Städten jetzt die Regionen nach.

, 21. März 2017 um 13:34
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Der Arzt als Einzelkämpfer ist ein Auslaufmodell. Vor allem jüngere Ärzte schliessen sich in hoher Kadenz in Gruppenpraxen und Ärztezentren zusammen. Mit der Pensionierung von älteren Ärzten wird sich diese Entwicklung beschleunigen. 
Die Credit Suisse hat den Trend in einer neuen Studie analysiert. Danach gab es in der Schweiz im Jahr 2014 über 1'300 Ärztehäuser. Das sind 201 oder 19 Prozent mehr als drei Jahre zuvor. 
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Zunahme der Ärztehäuser von 2011 bis 2014 (Quelle: Credit Suisse)

Gute Verkehrslagen

Während es um Zürich, Basel, Bern und Genf bereits relativ viele Ärztehäuser gibt, haben die Regionen aufgeholt, besonders diejenigen ohne grosse Zentrumstädte wie das Tessin und die Zentralschweiz. In dieser ist die Zahl der Ärztezentren um ein Drittel gestiegen. 
Die Dichte an Ärztehäusern ist in den grossen Städten am höchsten. Am tiefsten ist sie in Gemeinden mit weniger als 15'000 Einwohnern. Eine Untersuchung der Standorte zeigt, dass sich die Ärztehäuser an verkehrstechnisch gut erschlossenen Zentrumslagen mit ÖV-Anschluss und Parkplätzen befinden. Die Passantenlage ist dagegen zweitrangig. 
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Hohe Dichte in den Zentren (Quelle: Credit Suisse)

Flexible Arbeitsformen

Der Trend weg von den Einzelpraxen wird sich laut Credit Suisse in den nächsten Jahren fortsetzen, weil die meisten der gegenwärtig in Einzelpraxen praktizierenden Ärzte 60 Jahre alt oder älter sind und pensioniert werden.
Die nachfolgende Generation ziehte es eher in Gruppenpraxen. Die Credit Suisse erachtet «das Wachstumspotenzial von Ärztehäusern als hoch». Es spreche alles dafür, dass der Boom anhalte. 

Synergien nutzen

Die Credit Suisse führt diese Gründe für den Aufschwung des Ärztehausmodells ins Feld:
  • Längere Öffnungszeiten
  • Behandlung ohne Voranmeldung
  • Schnelle Vermittlung von Patienten unter den Ärzten
  • Allgemeinpraktiker und Spezialisten unter einem Dach
  • Flexible Arbeitsformen: Teilzeit, Pikettdienst lässt sich auf verschieden Personen aufteilen, Ferienabwesenheiten können abgefedert werden. 
  • Synergien: Aufteilung der Kosten für Beschaffung und Unterhalt der Geräte. Bessere Auslastung der Geräte. Tätigkeiten können gebündelt werden wie der Einkauf von Medikamenten, die Administration, der Empfang, das Marketing. Dies wirke sich positiv auf den Betriebserfolg aus. 
«Gesundheitswesen: Wachstumsmarkt unter Kostendruck» - in: «Monitor Schweiz», Credit Suisse, März 2017

Santésuisse warnt

Die Ökonomen lassen offen, welche Wirkung die Gemeinschaftspraxen auf die Gesundheitskosten haben. Einiges deutet darauf hin, dass sie kostentreibend wirken. Der Krankenkasserverband Santésuisse hat jedenfalls schon früher darauf hingewiesen (hier). 
In einer Kostenanalyse kam der Verband zum Schluss, dass die Behandlungskosten in den Gemeinschaftspraxen deutlich höher sind als bei Einzelpraxen. Am höchsten fielen sie in den Gruppenpraxen aus, in denen neben Allgemeinpraktikern auch Spezialisten tätig sind. 
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