Fast 2,6 Millionen Mal pro Jahr stecken sich Menschen in Europa im Spital mit Keimen an – und 91'000 Tote sind die Folge: Dies das Ergebnis einer neue Studie von internationalen Forschern.
Verarbeitet wurden dabei Daten des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), welches wiederum Qualitätsberichte von Akutspitälern im EU-Raum sowie in Norwegen und Island erfasst hatte (nicht aber in der Schweiz); insgesamt ging es also um die Gesundheitsbetreuung von gut 500 Millionen Menschen.
An der Arbeit beteiligt waren Forscher aus Schweden, den Niederlanden und Deutschland, betreut wurde die Edition auch von Stephan Harbarth von den Genfer Uni-Spitälern HUG.
Ihre Frage lautete: Wie oft kommt es in den erfassten Ländern zu Spitalinfektionen? Das Team um Alessandro Cassini vom European Centre for Disease Prevention and Control erfasste dabei «healthcare-associated infections», also spitalbedingte Ansteckungungen bei
- Lungenentzündungen,
- Harnwegsinfekten,
- postoperativen Wundinfektionen,
- Clostrdium-difficile-Infektionen,
- neonatalen Sepsis-Infektionen sowie
- primären Blutvergiftungen.
Diese Ansteckungen machen bekanntlich etwa 9 von 10 Spitalinfektionen aus. Aber anders gesagt heisst das auch: Die Ansteckungen mit resistenten Bakterien standen hier gar nicht im Fokus.
In der Schweiz ist es wohl ähnlich
Die Folgen dieser Ansteckungen wurden dann umgerechnet in behinderungsbereinigte Lebensjahre, also DALYs (disability-adjusted life years), und sie ergeben den Ausfall von 2,5 Millionen Lebensjahren.
Hohe Zahlen, die erschreckend wirken. Als paneuropäische Bestandesaufnahme sind sie zweifellos von Bedeutung – ganz überraschend sind sie nicht. Denn rechnet man die hier erfassten Infektionen hoch auf die Gesamtbevölkerung, so verursachen die sechs erfassten Spital-Erreger beispielsweise 0,18 Infektions-Todesfälle auf 1'000 Menschen in Europa.
Diese Zahl trifft sich verblüffend genau mit den Schätzungen aus der Schweiz:
Laut Swissnoso verursachen Spital- und Heiminfektionen hier etwa 2'000 Todesfälle pro Jahr, was etwa 0,25 Prozent der Bevölkerung entspricht.
Wenn man berücksichtigt, dass die neue PLOS-Studie nur einen Teil der Krankheitserreger berücksichtigte, so zeigt sich: Das ist ziemlich genau dasselbe Niveau.