Sven Ballnus arbeitet seit Februar 2015 als Chefarzt Intensivmedizin am
Spitalzentrum Biel; das Arbeitsverhältnis wird nun per Ende November aufgelöst. Eine Sprecherin bestätigte, dass die «Zusammenarbeit in gegenseitigem Einvernehmen aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die künftige Weiterentwicklung der Intensivmedizin» beendet werde. Die Suche nach einer Nachfolgelösung sei im Gange.
Gestern wurde zudem bekannt, dass Christian Röthlisberger das öffentliche Spitalzentrum verlassen wird. Der Chefarzt Kardiologie will künftig in einer eigenen Praxis in Biel tätig sein. Christian Röthlisberger arbeitete seit 22 Jahren am Bieler Spitalzentrum, seit fünf Jahren amtierte er als Chefkardiologe.
«…es zählen nur Zahlen»
Die Kündigung wurde von
Radio RJB gemeldet, wobei Röthlisberger seinen Schritt mit den Beziehungen zur Spitalleitung erklärte: «Unsere tägliche Arbeit wird nicht zum richtigen Wert geschätzt. Es zählen nur die Zahlen, sei dies der Case Mix Index oder die Taxpunktwerte. Ich habe den Eindruck, dass die Leitung ihre Ideen hat und dass die Ärzte einfach folgen sollten.»
Weiter monierte Röthlisberger einen Mangel an Entscheidungskompetenzen: «Ich bin für alles verantwortlich, aber kann nicht entscheiden», so der Kardiologe auf RJB.
Kurzer Generationenwechsel
Zwischen der Kündigung von Christian Röthlisberger und der Trennung von Chef-Intensivmediziner Sven Ballnus bestehe kein direkter Zusammenhang, teilt das Spitalzentrum mit.
Sven Ballnus’ Engagement war vor gut zwei Jahren als Generationenwechsel angekündigt worden: Der Facharzt für Anästhesiologie mit Zusatzbezeichnung Intensivmedizin löste 2015 Claudio Jenni ab, der nach über 30-jährigem Engagement am SZB in den Ruhestand trat. Sven Ballnus, damals 42, kam vom Westküstenklinikum Heide, wo er als Leitender Oberarzt tätig gewesen war; zugleich wirkte er damals als ärztlicher Leiter der Rettungsdienstakademie in Schleswig-Holstein.
Zwischen Hammer und Amboss
Zum Abgang des Kardiologie-Chefarztes Christian Röthlisberger verweist das Spitalzentrum auf den allgemeinen Druck, der seit Start des DRG-Systems auf den öffentlichen Spitälern laste. Der Chefarzt eines öffentlichen Spitals befinde sich tatsächlich in einer «nicht sehr komfortablen Lage», sagte der Medizinische Leiter
Pierre-François Cuénod auf Radio RJB: «Denn er muss einerseits die ökonomischen Notwendigkeiten einbeziehen, andererseits hat er Ambitionen, um seinen Dienst zu entwickeln. Es ist nicht einfach, zwischen zwei so widersprüchlichen Elementen richtig zu entscheiden.»