Das interkantonale Spital Rennaz (HRC) im Waadtländer Chablais musste für 2019 ein hoch defizitäres Resultat ausweisen: 17,9 Millionen Franken Verlust, budgetiert waren 6 Millionen Franken gewesen. Die Klinik mit 350 Betten nahm im Herbst 2019 ihren Betrieb auf.
Nun ist klar, warum die finanzielle Situation aus dem Ruder lief: Die Gründe sind Mängel bei der Budgetüberwachung und der Finanzverwaltung sowie bei der laufenden Verwaltung der Aktivitäten. Dies geht
aus einem Bericht hervor, im Auftrag der Regierungen der Kantone Waadt und Wallis.
Umzug nicht genügend berücksichtigt
Vor allem in der Umzugsphase gab es viele Versäumnisse. Die effektive Aktivität des HRC sei während des Umzugs ungenügend erfasst worden, steht im Bericht zu lesen. Ferner hätten wichtige Finanzinformationen gefehlt.
Laut dem Bericht wurden die vom Hôpital Riviera-Chablais angekündigten Verluste darüber hinaus ohne Zwischenabschluss der Buchhaltung oder fundierte Berechnungen geschätzt, heisst es weiter.
Situation falsch eingeschätzt
Die Leitung des Spitals hatte keine klare Vorstellung von der finanziellen Situation und konnte das Ausmass des Verlustes nicht voraussehen. Ihr war das Ausmass des Fehlbetrages bis zum Abschluss im März 2020 nicht bekannt.
So verfügte auch der Spitalrat nicht über die richtigen Informationen, um die zuständigen Behörden über die kritische Situation zu informieren -und einen Massnahmenplan für eine Sanierung einzuleiten.
Ehemaliger CHUV-Direktor an Bord
Die Verantwortlichen müssen nun bis Ende Oktober 2020 einen Plan zur Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichts vorlegen. Die Experten empfehlen die Mängel im internen Kontrollsystem zu beheben, die Instrumente für das Finanzmanagement des Spitals zu verbessern und die Zuweisung interner Ressourcen zu kontrollieren.
Im Zuge der immer lauter gewordenen Kritik haben die Finanzchefin und der Spitaldirektor bereits
im Frühling das Handtuch geworfen. Derzeit führt Pierre-François Leyvraz, der ehemalige Direktor am Unispital Lausanne (CHUV, das Spital interimistisch. Und ein neuer Finanzdirektor wird im Herbst 2020 sein Amt antreten.
Kantone mussten einspringen
In der Zwischenzeit ist auch bekannt geworden, dass die beiden Kantone Waadt und Wallis mit einer Finanzgarantie von 80 Millionen Franken ausgeholfen haben. Ohne diese Mittel hätte ab Mitte Jahr ein Zahlungsausfall bei den Löhnen der rund 1500 Mitarbeitenden und den Lieferantenrechnungen gedroht.