Spitäler Schaffhausen in der Kritik

Einzelne Mitarbeitende aus der Pflege erheben happige Vorwürfe gegen das Kantonsspital Schaffhausen. Anonym. Grund ist die angeblich prekäre Arbeitssituation.

, 18. Juni 2019 um 08:00
image
  • spital
  • pflege
  • spitäler schaffhausen
Zwei Mitarbeitende aus dem Bereich Pflege der Spitäler Schaffhausen haben sich vergangene Woche gegenüber dem Regionalfernsehsender «Tele Top» über angebliche Missstände im Kantonsspital Schaffhausen geäussert. Das Pflegepersonal sei regelmässig so stark überlastet, dass Patienten nicht richtig behandelt werden können. 
Es sind happige Vorwürfe: Im Video-Interview ist die Rede von Fehlern bei der Medikamentenabgabe oder Abstriche bei der Patienten-Hygiene wegen des Zeitdrucks. Aus Angst um ihren Arbeitsplatz möchten die beiden Mitarbeitenden anonym bleiben.

Internes Schreiben sorgt für Diskussion  

Das Spital wollen gegenüber «Tele Top» keine Stellung zu den konkreten Vorwürfen nehmen. Sie teilen aber mit, dass Mitarbeitende und Patienten die Möglichkeit hätten, den Verantwortlichen der Spitäler Schaffhausen Kritik und Beschwerden auf verschiedenen zur Verfügung stehenden Kanälen zu melden – wenn gewünscht, auch in anonymer Form.
Intern erhielten die Mitarbeitenden jedoch einen Rüffel. Dies geht aus einem internen Schreiben auf dem Spitalintranet hervor, welches auch Medinside vorliegt. In diesem steht unter anderem: «Wir sind höchst irritiert über den gewählten Weg und akzeptieren ein solches Vorgehen nicht.» Dieses sei als «brüskierend und stossend» zu werten.

Spital droht mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen

Die Spitalverantwortlichen erwarten dem Kantonsspital gegenüber ein loyales Verhalten und weisen auf den vorgeschriebenen Meldeweg und auf die verschiedenen zur Verfügung stehenden Kanälen hin. Und weiter: Mitarbeitenden, die den Weg über die Medien wählen, müssten mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. 
Eine anonyme Quelle sagte gegenüber Medinside, dass die Benennung von Missständen auf dem Dienstweg bis in den Spitalrat aus eigener Erfahrung zu nichts weiter als Beschwichtigung führe. Die Rede ist von Änderungen, die dann nie kommen oder auf unbestimmte Zeit angekündigt würden.  

Was ist an den Vorwürfen dran?

«Es ist schwer einzuschätzen, ob es sich um einzelne, laute Stimmen oder um ein Problem am ganzen Kantonsspital handelt», sagte Erwin Sutter von der Gesundheitskommission gegenüber dem Medienportal. Man wolle die Thematik aber an einer Kommissions-Sitzung nach den Sommerferien aufnehmen. 
Das kantonale Gesundheitsamt hat erst aus den Medien von den Vorwürfen erfahren. «Bei uns gingen keine Beschwerden ein», wird Anna Sax vom News-Portal «Top Online» zitiert. Deshalb wolle sich die Leiterin des Gesundheitsamts des Kantons Schaffhausen auch nicht weiter zu den Vorwürfen äussern.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Soforthilfe-Praxen expandieren nach Bern

Aprioris eröffnet in Bern seine achte Filiale. Die Krankenkassen haben noch offene Fragen zur Abrechnung der Dienstleistungen.

image

Freiburger Spital: Neuer Pflegedirektor

Filipe Ferreira Moreira übernimmt am HFR die Nachfolge von Aline Schuwey definitiv.

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Pflegepersonal ist zufriedener – obwohl es mehr Arbeit hat

Wer redet da dauernd von Notstand? Angestellte in der Pflege äussern sich zunehmend positiv zu ihrer Arbeit. Auch wenn die Belastung steigt.

image

Spitäler Schaffhausen: Zurück in der Gewinnzone

Die Spitäler Schaffhausen schliessen das Jahr 2024 mit einem Plus von 4,3 Millionen ab. 2023 verzeichneten sie noch ein Minus von 9,7 Millionen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.