So will die Helsana Medikationsfehler verhindern

Ein neues Tool der Helsana-Versicherung will den Medikamentenkonsum besser verfolgen – durch die Analyse der Rechnungsdaten.

, 15. November 2018 um 08:56
image
  • versicherer
  • medikamente
  • gesundheitskosten
Der Krankenversicherer Helsana testet derzeit ein Analyse-Tool für die bessere Sicherheit bei der Verschreibung von Arzneimitteln. Dieses soll Ärzte vor falscher Medikation frühzeitig warnen. Helsana erwartet dadurch eine bessere Versorgung der Kunden – und nicht näher bezifferte Einsparungen im Gesundheitswesen.
«Als Krankenversicherung haben wir im ambulanten Bereich den besten Überblick, was die Verschreibung von Medikamenten angeht», sagt Projektleiter Urs Zellweger der «NZZ». 

Auch für andere Versicherer

Das im vergangene Jahr gestartete Pilotprojekt Arzneimittel-Therapie-Sicherheit (AMTS) soll im Jahr 2020 eine funktionsfähige App auf den Markt bringen. Die Krankenversicherung will diesen Interaktionscheck ihren Patienten und auch anderen Krankenkassen anbieten.
Grundlage der Prüfung bilden bereits digital erfasste Abrechnungsdaten. Die Analyse soll helfen, problematische Medikation zu erkennen, um gegebenenfalls unterstützend einzugreifen. 

In 6,3 Prozent der Fälle Kontraindikationen entdeckt

Mit dieser Methode wurden in 4,2 Prozent der analysierten Fälle Überdosierungen und in 6,3 Prozent der Fälle Kontraindikationen entdeckt. In der Schweiz sind gemäss Schätzungen rund 20'000 Spitalaufenthalte auf medikamentenbedingte Probleme zurückzuführen. 
Das Tool funktioniert so: Beispielsweise würde ein Alarm darauf hinweisen, wenn ein Patient aufgrund seiner persönlichen Merkmale und seiner Krankheitsgeschichte ein Medikament zur Infarktprophylaxe und bestimmte Schmerzmittel nicht gleichzeitig einnehmen sollte. Die Entwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit EPha.ch, einem Spin-off der Universität Zürich.

Mit dem Datenschutzbeauftragten in Kontakt

Die Krankenversicherung hat im Rahmen des Pilotversuches rund 250 Ärzte und Apotheken angeschrieben. Vor dem Hintergrund der strengen Anforderungen an den Daten- und Persönlichkeitsschutz hat Helsana frühzeitig Kontakt mit dem Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten aufgenommen, um solche Fragen zu klären.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Guido Schommer

Aufsichts-Populismus: Wer schützt die Versicherten vor der Finma?

Die Aufsichtsbehörde will den Zusatzversicherungsmarkt noch mehr regulieren. Den Versicherten hilft das nicht, im Gegenteil: Spitäler geraten unter Druck, die Spitalwahl wird eingeschränkt, die Versorgung leidet.

image

«Nur in Genf und der Waadt haben wir noch Probleme»

Die Finma genehmigt keine neuen Produkte der Krankenzusatzversicherer, solange nicht alle Transparenzanforderungen erfüllt sind – und solange sich die Ärztegesellschaften am Genfersee querstellen.

image

BAG: Whistleblowing-Plattform soll Missstände aufdecken

Integrität, Transparenz, Weitergabe von Vorteilen: Das Bundesamt für Gesundheit betreibt neu eine Whistleblowing-Plattform, um Verstösse zu melden.

image

Prio.Swiss hält gar nichts von höheren Senioren-Prämien

Keine Abkehr vom Solidaritätsprinzip: Der neue Krankenkassenverband findet höhere Prämien für alte Menschen ungerecht – und eine unnötige Verkomplizierung.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Beenden wir die Zwangsehe der Tarifpartner

Regulierung und Bürokratie treiben die Gesundheitskosten in die Höhe – ohne Mehrwert für die Bevölkerung. Vertragszwang, Zwangsgemeinschaft der Tarifpartner, Territorialitätsprinzip: Wir sollten solche alten Zöpfe abschneiden.

image

Swica baut ab: 30 Stellen und drei Regionaldirektionen

Die Winterthurer Krankenkasse Swica spart 50 Millionen Franken Verwaltungskosten und streicht drei Regionaldirektionen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.